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Über die sogenannte “Jugend von heute” wird viel gemeckert. Sie sei unkonzentriert, spaßgesteuert und vor allem eins…. Tyrannen. Dies kann man in unzähligen Zeitungsartikeln und Büchern nachlesen. Dann muss es ja wohl stimmen, oder nicht?
Julia Dibbern geht in ihrem Buch Die Tyrannenlüge. Warum unsere Kinder genau das sind, was die Welt von morgen braucht dieser Zuschreibung auf den Grund.
Dabei hinterfragt sie zunächst einmal die Grundthese, nämlich dass die Jugend von heute so schlimm sei. Dies wird nämlich in der Regel als gegeben hingenommen. Aber stimmt das denn wirklich? Sind unsere eigenen Kinder Tyrannen? Oder die unserer Freunde?
Ursprung und Geschichte des Tyrannen
Dann geht sie darauf ein, woher diese Wahrnehmung kommt. Schon seit 2.000 Jahren wird über die “Jugend von heute” gejammert. Doch ist die Welt immer noch nicht untergegangen. Dafür hat sich im Umgang mit Kindern und Jugendlichen im Laufe der Jahrhunderte und vor allem in den letzten 30 Jahren sehr viel verändert.
Und hier liegt vermutlich der Schlüssel zur heutigen Tyrannendiskussion. Denn wir gehen heute anders mit Kindern um, zumindest viele Eltern. Wir bemühen uns, bedürfnisorientiert zu handeln und unsere Kinder bei ihrer Entwicklung zu unterstützen statt sie zu formen. Da dieser Umgang noch sehr neu ist, nehmen Menschen, die das nicht kennen, ihn kritisch wahr. Und befürchten das Schlimmste… wir erziehen eine Generation von Tyrannen.
Grenzen
Vor allem das Thema Grenzen wird in diesem Zusammenhang immer wieder genannt. Die Kinder hätten keine Grenzen, sie bräuchten aber welche. Diese müssten von den Erwachsenen unbedingt konsequent durchgesetzt werden, usw.
Hier zeigt Julia Dibbern sehr deutlich auf, wie ein zeitgemäßer Umgang mit dem Thema Grenzen aussehen kann und worauf man achten sollte. Dann muss es auch keine Kämpfe geben, sondern ein liebevolles, achtsames Miteinander auf Augenhhe ist möglich.
Fazit
Unsere Kinder sind keine Tyrannen und werden auch keine, wenn wir bedürfnisorientiert mit ihnen umgehen. Das Buch von Julia Dibbern erklärt auch warum das so ist. Daher sollte es meiner Meinung nach eine Pflichtlektüre werden für alle, die sich Sorgen um die “Jugend von heute” machen.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und vor allem mag ich daran, dass es sehr differenziert ist und gut argumentiert. So kann man auch als Elternteil bei der nächsten Begegnung mit Tyrannen-Befürchter*innen dagegen halten, dass unsere Kinder eben keine Tyrannen werden und wir uns diese Beleidigung verbitten.
Vielen Dank an den Kösel-Verlag für das Rezensionsexemplar.
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch