Phrasen: Der tanzt dir auf der Nase rum.

Wer von Euch hat diesen Satz noch nie gehört?

Niemand? – Wer hätte das gedacht?

In der Regel kommt diese Phrase, wenn Eltern die Bedürfnisse ihrer Kinder zuverlässig und sofort erfüllen. Wenn also z. B. das Baby schreit und die Eltern sofort hingehen und auf das Schreien reagieren. Oder wenn sie dem hungrigen Kleinkind etwas zu Essen geben, obwohl es doch in einer halben Stunde Abendessen gibt.

Es geht um Macht

Gerade die Großelterngeneration oder auch kinderlose Bekannte, packen diese Phrase gerne aus. Dabei gehen sie davon aus, dass die Erfüllung eines Bedürfnisses beim Kind dazu führt, dass das Kind lernt, das es alles bekomme. Es unterstellt dem Kind die Fähigkeit, seine Eltern zu manipulieren. Besonders lustig finde ich das, wenn dies bereits Babys nachgesagt wird, von denen aber gleichzeitig ausgegangen wird, dass sie nicht in der Lage sind, selber zu wissen, wann sie müde oder hungrig sind.

Hier schwingt eine ordentliche Portion Angst davor mit, dass man die Kontrolle verliert. Im Hintergrund geht es eigentlich um die Frage nach Macht. Dabei haben wir Eltern von Natur aus mehr Macht als unsere Kinder. Wir sind größer, stärker und können uns selber versorgen. Das alles können unsere Kinder noch nicht. Hinzu kommt, dass die Gesellschaft ebenfalls Erwachsenen mehr Macht einräumt als Kindern. So müssen wir doch eigentlich gar keine Angst davor haben, dass unsere Kinder mehr Macht über uns haben als umgekehrt.

Warum also diese Aussage?

Die Angst vor dem kindlichen Tyrannen

Das Menschenbild, das dieser Aussage zugrunde liegt, ist negativ: Ein Kind ist ein unfertiges Wesen, was geformt werden muss. Wenn die Erwachsenen nicht regulierend, d. h. erzieherisch eingreifen, kann nichts Gutes entstehen. Dies impliziert, dass der Mensch von Natur aus schlecht ist. Würde man darauf vertrauen, dass der Mensch grundsätzlich gut ist, müsste man ihn ja nicht erziehen.

Dabei geht es hier um die Erfüllung von Bedürfnissen. Es geht nicht darum, dem Kind jeden Wunsch sofort zu erfüllen (zur Abgrenzung von Wunsch und Bedürfnis habe ich ja bereits etwas geschrieben). Heutzutage wissen wir, dass die prompte und zuverlässige Erfüllung von Bedürfnissen dazu führt, dass diese von selber verschwinden. Daher ist die Angst unbegründet, dass Kinder, deren Bedürnisse gestillt werden zu Tyrannen mutieren. Und somit ist auch die oben genannte Phrase absolut überflüssig.

 

Uta
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch

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