Ehrenamt und Egoismus

Ehrenamtliches Engagement steht allgemein im Ruf, von selbstlosen Menschen betrieben zu werden. Und viele Menschen fragen mich auch, warum ich sowas mache und halten mich für menschenfreundlich. Das mag bei manchen Anderen so sein, aber bestimmt nicht bei allen.

Purer Eigennutz

Eigentlich bin ich nämlich in diesem Bereich total egoistisch. Ich engagiere mich zwar ehrenamtlich, aber meine Motivation dazu ist ganz und gar eigennützig.So habe ich zum Beispiel die Ausbildung zur Stillberaterin gemacht, weil mir in der Elternzeit langweilig war und ich damit mein Interesse am Thema Stillen verfolgen konnte.

Anderes Beispiel: Gemeindearbeit

Einmal im Monat leite ich das Lesecafé im Kirchenladen unserer Gemeinde. Natürlich ist es ein Angebot für andere Menschen. Aber ich mache das in erster Linie, weil ich mich gerne über Bücher austauschen möchte und auf diese Art Menschen finde, mit denen ich das tun kann.

Leitfragen fürs Ehrenamt

Ich habe mich zunächst gefragt:

Was brauche ich/mein Kind? Welches Angebot hätten wir gerne?

Und dann habe ich geschaut, ob es das für uns gibt. Falls es das schon gibt, dann ist das super. Ich habe das Angebot ausprobiert und wenn es wirklich das war, was wir wollten und brauchten, dann sind wir dabei geblieben.

War das nicht der Fall war, dann folgt Frage zwei:

Würde mir das Spaß machen, so etwas zu tun?

Und wenn ich diese Frage bejahen konnte, dann habe ich es gemacht.

Beispiel: Kleinkindergottesdienste

Ich wollte gerne einen Kleinkindgottesdienst für meinen Sohn haben. Etwas kindgerechtes, wo niemand blöd guckt, weil Kinder nicht lange stillsitzen. Aber das gab es nicht in unserer Gemeinde und drumherum auch nicht.

Dann habe ich mit einem Freund darüber gesprochen, der den gleichen Bedarf hatte wie ich. Und der kannte noch ein paar Menschen, die das gerne hätten. Und schließlich haben wir uns zusammengetan und einfach damit begonnen, selber diese Gottesdienste vorzubereiten. Aus purem Egoismus und zunächst einmal nur für unsere Kinder.

Das hat sehr gut funktioniert und wir hatten sehr viel Spaß zusammen. Und als mein Sohn aus dem Kleinkindergottesdienstalter raus war, habe ich wieder damit aufgehört. Denn es machte mir keinen Spaß mehr.

Auch Aufhören gehört dazu

Auch das ist egoistisch. Aber dennoch legitim. Denn ich bin nicht für das Heil der ganzen Welt verantwortlich, nur für meinen kleinen Kosmos. Und ich lasse gerne andere Menschen daran teilhaben, aber nur solange, wie ich selber auch noch Freude daran habe. Denn es nützt ja auch niemandem, wenn ich etwas halbherzig und aus Pflichtgefühl mache, denn das schlägt sich in der Qualität meiner Arbeit nieder.

Ehrenamt ist Freizeit

In meiner Freizeit möchte ich Dinge tun, die mir Freude bereiten. Denn ich brauche einen Ausgleich zu Arbeit und Pflicht. Daher mache ich im Ehrenamt keine Kompromisse: Ich mache nur Dinge, die mir Freude bereiten.

Uta
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch

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Stille.