Unwort: Wiedereinstieg

Wir alle nutzen es, um die Rückkehr einer Mutter in den Job zu beschreiben. Nach dem Mutterschutz, nach der Elternzeit. Ich streich das für mich jetzt.

Und warum? Weil kein Mensch das Wort zur Adressierung von Männern nutzt, wenn sie nach 2 Monaten Elternzeit zurück in den Beruf gehen. Wer sich ein Jahr Sabbatical nutzt, kehrt “einfach” zurück – Trainingsmaßnahmen zum sogenannten Wiedereinstieg gibts eher nicht.

Wo die Bezeichnung dagegen Sinn macht: Bei Mitarbeitern, die nach gesundheitlichen Ausfällen langsam wiedereingegliedert werden in den Berufsalltag. Da heißt das auch ganz richtig “Wiedereingliederung”, oder ab und an “Wiedereinstieg”. Und da haben wir die nette, unauffällige Verknüpfung, die mir beim neuen Unwort so gar nicht gefällt.

Wiedereinstieg klingt nach jahrelangem Nichtstun, nach völliger Loslösung vom vorherigen Aufgabengebiet.

Exemplarisch mal zwei wunderbare, sinnvoll strukturierte Artikel:

1) Rückkehr aus dem Sabbatical

2) Wiedereinstieg (für Eltern, nach Krankheit, Arbeitslosigkeit)

Ich schätze die Karrierebibel als Informationsportal übrigens sehr – die Artikel sind in der Regel sehr gut recherchiert und sauber formuliert. Man kann sich außerdem recht gut darauf verlassen, dass die dargestellten Sachverhalte modern aufgearbeitet sind.

Und nun schauen wir uns die Bildsprache an: Mann am Handy vs. Frau in Bittposition.
Achten wir auf die Wortwahl: Beim Sabattical dreht sich alles um die Rückkehr, um Selbstreflexion, um den erweiterten Horizont. Beim Wiedereinstieg geht es um Re-Qualifizierung, um Neuorientierung, um Analyse vor Antritt der Arbeit.

Und die Basis für beide Auszeiten? Im besten Falle die Abwesenheit aus dem Berufsleben für ein Jahr. Guess what…

Ist es das, was wir Frauen vermitteln wollen?

Ich nicht. Du vielleicht auch nicht. Und weil Worte machtvoll sind, streiche ich das Wort. So wie schon “Work-Life-Balance“, “Fremdbetreuung” oder “Karriere“.

Sabrina
Hy, hier schreibt Sabrina. Freiberuflich als Copywriterin anzutreffen, mit Mann & zwei Kindern in enger Gemeinschaft. Feministisch, bindungsorientiert & zutiefst sarkastisch. Bekennende #coffeeholic

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert