Geschwisterliebe

Immer mal wieder begegnen mir bei Facebook Statements, die die Geschwisterliebe feiern. Zu Geschwistern habe man eine besondere Beziehung heißt es dort, nichts gehe über diese Beziehung und die Verbundenheit untereinander.

Leider erlebe ich das ganz anders. Zwar besteht für mich eine besondere Beziehung zu meinen Geschwistern, sie sind mir wichtig und ich interessiere mich dafür, wie es ihnen geht und was sie machen. Nur leider scheint das nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Das Interesse meiner Geschwister mir gegenüber ist im besten Fall nicht vorhanden. Im Fall eines meiner Geschwister schlägt mir offene Abneigung, vielleicht sogar Hass entgegen, wenn wir uns treffen.

Treffpunkt: Familienfeier

Treffen zwischen Geschwistern lassen sich aber nicht vermeiden. Erst kürzlich fand wieder eine Geburtstagsfeier statt, bei der wir uns wieder trafen. Alle begrüßte mein Geschwister mit Handschlag, nur mich nicht. Und das ostentativ. Wir sprechen nicht miteinander (Warum ist eine längere Geschichte, die ich hier nicht erzählen möchte. Nur so viel: wir haben mit Sicherheit beide Fehler gemacht im Miteinander), aber “Guten Tag”-sagen kann man wohl schon. So offensichtlich und überdeutlich für alle ignoriert zu werden tut mir weh. Und wenn dann noch in meiner Anwesenheit über mich und meine Familie hergezogen wird, als wäre ich nicht da, dann verletzt mich das noch mehr.

Geschwisterliebe – der Traum meines inneren Kindes

Warum es mir so weh tut? Weil in mir das kleine Mädchen lebt, dass sich die Freundschaft und Anerkennung ihrer älteren Geschwister wünscht. Die bekomme ich aber nicht. Heute nicht und früher auch nicht. Früher musste ich einen Vertrag unterschreiben, dass ich das Zimmer des Geschwister nicht betreten durfte, ich sprang von der Treppe herunter und das Geschwister war nicht da um mich aufzufangen, wie es vorher versprochen hatte (übrigens meine früheste Kindheitserinnerung). Das hat verletzt.

Heute spricht ein Geschwister über mich, aber nicht mit mir. Ein Anderes redet von sich, fragt aber nie nach, wie es mir eigentlich geht. Und alle wissen sie besser, wie meine Kinder zu sein haben, als ich. Da ist keine Verbundenheit, nur Verstrickung. Da ist keine Geschwisterliebe, nur Ablehnung. Und da ist eine kleine Schwester, die sich mehr Verbundenheit und Anerkennung wünscht, diese aber nicht bekommt.

Wie ich versuche, damit umzugehen

Und damit kann ich nicht umgehen. Es verletzt mich. Denn ich kann für mich sagen, dass ich meine Geschwister liebe und mich ihnen verbunden fühle. So versuche ich meinen Geschwistern aus dem Weg zu gehen und damit die Verletzung zu vermeiden. Denn immer wenn ich das Thema angesprochen habe, dann wurde mir suggeriert, ich bilde mir das nur ein und es sei gar nicht so, wie ich es wahrnehme.

Geschwisterliebe ist nicht zwingend vorhanden. Das lerne ich. Und sie beruht vor allem nicht zwingend auf Gegenseitigkeit. Verbundenheit durch eine gemeinsam verbrachte Kindheit ist da, aber Liebe?

Ich für mich habe noch keine abschließende und gute Lösung gefunden, denn ein totaler Kontaktabbruch ist nicht möglich. Ich wohne mit unseren gemeinsamen Eltern in einem Haus und wir sehen uns dadurch zwangsläufig zu Familienfeiern.

Wenn ihr irgendwelche Tipps für mich habt, wie ich besser mit meinem Dilemma umgehen kann, dann immer her damit.

Uta
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch

Ein Gedanke zu „Geschwisterliebe“

  1. Liebe Uta,

    aus Erfahrung kann ich sagen, dass alle Beziehungen, die wor führen in uns selber angelegt sind. Ich habe selbst komplizierte Familienverstrickungen auflösen müssen, die ich hier nicht öffentlich machen möchte (können uns aber gerne per Mail austauschen falls Interesse besteht). Mir hat es geholfen mir klar zu machen welche Menschen ich ganz sachlich vor mir habe – ohne familiäre Aufladung. Wer sind sie? Was mag ich an ihnen? Warum möchte ich die Anerkennung dieser Person? Brauche ich diese Anerkennung wirklich? Welche Aufgabe ich habe ich im der Familie? usw. Familienaufstellungen finde ich ganz cool und aufschlussreich um mal zu gucken, wie man die Menschen eigentlich einordnet. Ich wünsche Dir alles Gute.

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