“Ist sie schon trocken?” – “Nicht? Dann setz’ sie doch mal aufs Töpfchen.”
“Läuft er schon?” – “Ich habe das ja mit meinem Kind immer geübt.”
“Kann er schon seinen Namen schreiben? Sonst musst ihm das wirklich mal beibringen.”
Warum? Wer sagt das? Wer bestimmt, was mein Kind wann lernen soll?
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
Mein Kind lernt, wenn es soweit ist. Die meisten der oben genannten Fähigkeiten sind Reifeprozesse, die man gar nicht beschleunigen kann. Jedes gesunde Kind läuft irgendwann, selbst wenn es vorher ausschließlich getragen wurde.
Und was Kulturtechniken angeht: Kinder wollen so sein wie wir. Wenn wir mit Messer und Gabel essen, werden sie das auch tun. Wenn wir “bitte” und “danke” sagen, dann werden auch unsere Kinder das irgendwann sagen.
Und nur weil das gleichaltrige Kind meiner Freundin schon viele Buchstaben kann, übe ich nicht schreiben mit meinem Sohn. Denn in unserer Kultur, wo wir täglich Schrift begegnen, wird er es irgendwann von sich aus lernen wollen.
Wenn er soweit ist.
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch
Danke für diesen Blogartikel, ich bin völlig deiner Meinung! Habe mich heute wieder über eine Freundin von mir ärgern müssen, die mir auch solch Ratschläge erteilte. Ihr Kind ist nämlich ein Jahr älter, und konnte laut ihren Angaben natürlich alles schon viel früher als mein Kleiner. Sie vergleicht die beiden sehr gerne, wobei mein Sohn immer als langsamer und unreifer dargestellt wird. Tja und dies resultiert logischerweise daraus, dass ich in der Erziehung irgendwas falsch machen muss…
Aber egal, von sowas darf man sich wirklich nicht ärgern lassen. Jedes Kind entwickelt sich anders und braucht seine eigene, individuelle Zeit. Da hilft kein Drängen und Üben, sondern einfach nur Geduld und Einfühlsamkeit.