[Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links – klickt doch bitte ab und an mal drauf, damit wir einen Kaffee trinken gehen können, ja? Danke!]
Man soll ja auch mal über den Tellerrand gucken und andere Perspektiven einnehmen. Daher habe ich das Buch von Verena Brunschweiger gelesen. Denn die Autorin vertritt darin die Position, dass mensch besser keine Kinder bekommen sollte.
Ein Manifest
Wie der Untertitel schon sagt, hat Frau Brundschweiger ein Manifest verfasst, also eine öffentliche Erklärung zu ihrer Position. Dieser Text steht am Ende ihres Buches. Voraus gehen ihm mehrere Kapitel, in denen die Autorin ihre Position verargumentiert. Wobei sie dabei ein klares Feindbild hat: selbstgerechte Eltern, vor allem Mütter, denn Männer kommen in ihrem Buch nur am Rande vor. Und das begründet sie so:
Kinderfreiheit als feministischer Akt
Mütter können keine “richtigen” Feministinnen sein, denn sie sind ja viel zu sehr mit der Aufzucht des Nachwuches beschäftigt, als dass sie sich engagieren könnten. So seien Mütter selber schuld an ihrer Situation, egoistisch und unpolitisch. Sie gehen das Risiko einer Schwangerschaft und Geburt ein, lassen sich dann in althergebrachte Rollen pressen und beschweren sich anschließend auch noch darüber. Außerdem bekommen sie aus egoistischen Gründen Kinder und wollen dafür von der Gesellschaft auch noch finanziell belohnt werden.
So stellt die Autorin die Muter als Feindbild auf, statt patriarchalische Strukturen zu kritisieren. Sie hat sicher recht damit, dass es eine starke Fixierung auf das Thema “Mutterschaft” gibt und diese immer noch weitgehend als Norm für Frauen angesehen wird, allerdings ist dies meiner Meinung nach nicht die Schuld der Mütter.
Kinderfreiheit in der Kultur
Auch in den Medien wird die Frau meist als Mutter dargestellt, Dort fehlt es an Diversität. Das ist aber auch schon die positivste Message in diesem Abschnitt. Ansonsten gibt es vor allem Eltern-Bashing. Denn diese erziehen ihr Kinder ja gar nicht mehr, nirgendwo sei man als kinderfreie Frau vor ihnen sicher. Denn Kinder erobern den öffentlichen Raum, sind laut und nervig.
So fordert sie “child-free areas”, wie es sie in den USA und Kanada gäbe und vertritt die Ansicht, dass Kinder im Iran (sic!) besser erzogen würden als hierzulande. Auch ist sie der Meinung , dass weinende Babys in Flugzeugen, Bussen und Biblioheken nichts verloren hätten, da sie andere Menschen stören.
Kinderfreie würden hingegen in allen Bereichen diskriminiert, dabei seien sie “in der Regel die unkonventionelleren, feministischeren Frauen”.
Kinderfreiheit der Umwelt zuliebe
Dieser Abschnitt enthält das Hauptargument der Autorin. Kinder seien schlicht umweltschädlich. Damit sich unser Planet erholen kann, bräuchten wir eine deutliche Reduzierung der Weltbevölkerung und da wir hier in der westlichen Welt am leichtesten auf Kinder verzichten können, sollten wir das auch tun.
Es ist wirklich disaströs, wie viele Frauen sich für Kinder entscheiden, obwohl wir mittlerweile so viele Möglichkeitten haben, uns davor zu bewahren.
Kinderfrei statt kinderlos, S. 117
Kinder sind ökologisch gesehen eine Katastrophe, weil sie in ihrem Leben sehr viel CO2 produzieren und entsprechend umweltschädlich sind. Unser Planet ist jetzt schon am Limit und mit jedem Kind, das geboren wird, verschlimmert sich die Situation.
Sie vertritt daher die Ansicht, dass die Politik dringend eine Wende vollziehen müsse, von pronatalistischen Maßnahmen hin zu mehr Anreizen für Menschen, die keine Kinder bekommen. Auch hier beklagt sie wieder die finanzielle Diskriminierung Kinderfreier.
Fazit
Ich verstehe den Punkt, dass Frau Brunschweiger gerne in ihrem Lebensentwurf gewertschätzt werden möchte. Auch ich bin der Meinung, dass es eine individuelle Entscheidung ist, ob frau Kinder möchte oder nicht. Und diese Wahlfreiheit ist tatsächlich noch nicht in allen Köpfen angekommen.
Mich stört allerdings, dass sie dafür so ein starkes Feindbild Müttern gegenüber aufbauen muss. Das ist meiner Meinung nach nicht nötig und schwächt ihre Argumentation. Denn einerseits fordert sie Toleranz für ihr Lebensmodell, ist aber nicht bereit, diese auch anderen Lebenskonzepten gegenüber zu geben.
Spannend fand ich, dass die Autorin die Gesellschaft als so extrem kinderfreundlich ansieht. Das ist eine Perspektive, die ich als Mutter nicht teilen kann, denn ich erlebe oft genug Kinderfeindlichkeit in diesem Land.
Was das Thema Feminismus angeht, so möchte ich der Autorin widersprechen. Ich kenne sehr viele Frauen mit Kindern, die feministisch engagiert sind und ich muss für mich persönlich sagen, dass ich erst durch meine Kinder gemerkt habe, wie stark benachteiligt Frauen auch heute und in unserer modernen Gesellschaft noch sind.
Leseempfehlung?
Ob ihr das Buch lesen solltet, könnt ihr nur selber entscheiden. Ich fand für mich die Auseinandersetzung mit dieser völlig anderen Perspektive spannend, aber auch anstrengend.
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch