“Kinder brauchen Grenzen!” Eine weniger abgenudelte Phrase gibt es wohl nicht. Und meist wird sie benutzt, wenn sich Erwachsene von Kindern überfordert fühlen. Wer kennt die Situation auch nicht? Dieser intensive Wunsch, die Kinder würden einfach mal tun, was man gesagt hat. Ohne, dass man dies begründen und ausdiskutieren muss.
Brauchen Kinder Grenzen?
Wahrscheinlich schon. Aber der Satz impliziert, dass es im Leben der Kinder keine Grenzen gäbe. Das ist aber so nicht wahr. Kinder stoßen täglich an Grenzen, je kleiner sie sind, desto mehr. Schon allein durch ihre Entwicklung kommen sie ständig an den Punkt. Sie möchten etwas tun, aber es gelingt ihnen noch nicht. Dadurch lernen sie. Das ist aber auch frustrierend. Mir stellt sich da die Frage, ob ich meine Kinder noch zusätzlich frustrieren soll, indem ich ihnen künstliche Grenzen setze. Ich kann zum Beispiel die kostbare Vase wegräumen, statt meinem Kind zu verbieten, sie anzufassen. Ich kann auch auf die Gefühle meiner Kinder eingehen, statt sie ihnen zu verbieten.
Auf die Art der Grenze kommt es an
Kinder brauchen keine willkürlich gesetzten Grenzen. Es besteht keine Notwendigkeit, Kindern Dinge zu verbieten, nur damit es eine Grenze gibt. Aber Kinder haben ganz natürliche Grenzen. Diese kann ich respektieren und achten. Ich selber habe ja auch natürliche Grenzen. Die kommuniziere ich meinen Kindern gegenüber auch und setze sie auch durch, wenn es mir wichtig ist. Wenn ich grundsätzliche die Grenzen der Kinder respektiere, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie meine Grenzen auch respektieren. Weil ich authentisch bin und weil sie das sehen.
Grenzen setzen um der Grenze wegen, ist einfach nur sinnlos und willkürlich.
Zum Umgang mit Kindern hat das unerzogen-Magazin ein tolles Interview mit Jesper Juul veröffentlicht.
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch