Mein Kind ist ab dem ersten Geburtstag bei einer Tagesmutter betreut worden. Für uns war das die ideale Betreuungsform. Das ist bestimmt nicht für jeden so. Wie Sabrina schon schrieb, war für ihre Familie die Krippe optimal.
Ich möchte hier nun aufzeigen, warum die Betreuung durch eine Tagesmutter für uns die richtige Wahl war. Dabei benutze ich den Begriff Tagesmutter, weil wir eben eine hatten. Natürlich gelten diese Punkte genauso für Tagsväter.
Wie in der Familie
Der wahrscheinlich wichtigste Punkt für mich war, dass die Betreuung durch eineTagesmutter sehr familiär ist. Die Tagesmutter betreut maximal fünf Kinder zwischen Babyalter und drei Jahren und dabei wird auch darauf geachtet, dass sie eben nicht nur Kinder der gleichen Altersstufe betreut. Dadurch entsteht eine Situation, die einer (Groß-)Familie sehr ähnlich ist. Die Kinder können miteinander spielen und voneinander lernen.
Konkret war es bei uns so, dass unsere Tagesmutter maximal vier Kinder gleichzeitig betreut hat, wobei das Jüngste Kind mit acht Wochen zu ihr kam und das Älteste drei wurde.
Der kleinere Betreuungsschlüssel war für uns ganz wichtig, liegt er in der Krippe doch bei einer Betreuungsperson auf sieben Kinder. Außerdem wechselt die Bezugsperson nicht, weil die Tagesmutter konstant immer für die Kinder da ist.
Höhere Flexibilität
Die Betreuungszeiten können mit der Tagesmutter flexibel vereinbart werden. So kann ich zum Beispiel mein Kind an einem Tag vormittags bringen und am anderen nachmittags. Das war für mich als Lehrerin praktisch, weil ich so die Betreuung an meinen Stundenplan anpassen konnte.
Wir hatten auch noch das Glück, dass unsere Tagesmutter selber schulpflichtige Kinder hatte. Daher konnte ich sicher sein, dass sie nicht außerhalb der Schulferien in den Urlaub fährt und ich dadurch ein Betreuungsproblem bekomme.
Kosten
Hier bei uns sind die Kosten für die Tagesmutter geringer als die für die Krippe. So war auch das für uns ein positiver Faktor.
Die Chemie muss stimmen
Bei allen diesen Rahmenbedingungen darf man aber das Wichtigste nicht vergessen. Gerade weil die Tagesmutter die alleinige Bezugsperson für das Kind ist, muss die Beziehung zwischen Tagesmutter und Kind stimmen. Denn sonst kann sich dieser Vorteil ganz schnell in einen Nachteil verwandeln.
Die Tagesmutter sollte also zumindest grundsätzlich ähnliche Ansichten über den Umgang mit Kindern haben, wie die Eltern. Dies erfordert eine intensive Kennenlernphase. Ich habe mehrere lange Gespräche mit unserer Tagesmutter geführt, habe gesagt, was mir wichtig ist und worauf ich Wert lege. Dann zugehört, was meine Tagesmutter dazu sagt. Wir hatten viele ähnliche Ansichten.
Das Stillen hat unsere Tagesmutter immer unterstützt, auch noch als das Kind schon drei Jahre alt war, stellte sie mir zum Stillen immer ein großes Glas Wasser hin und erzählte, was am Tag so geschehen war.
Getragen hat meine Tagesmutter nicht, aber sie hat mit den Kindern auf dem Schoß Bücher angeschaut und gekuschelt, hat eine Schlafumgebung für unser Kind geschaffen, in dem er in Ruhe begleitet wurde.
Sie ist jeden Tag mit den Kindern raus gegangen, wenn es nicht gerade in Strömen regnete, hat Spaziergänge gemacht und den Spielplatz besucht.
Mein Sohn ist bei unserer Tagesmutter tatsächlich ein Familenmitglied geworden, denn er hat auch mit ihren Kindern und ihrem Mann gespielt, wenn die da waren.
Ich denke, diese Beziehungsebene ist bei einer Tagesmutter sehr wichtig.
Ausbildung und Kontrolle
Hier in der Stadt ist es so, dass es mehrere Träger gibt, die Tageseltern ausbilden und vermitteln, beispielsweise die Arbeiterwohlfahrt, der Verband alleinerziehender Mütter und Väter oder der Sozialdienst katholischer Frauen. Diese Träger vermitteln nur Tageseltern, die eine Qualifikation haben. Die Standards dafür findet man zum Beispiel hier. Gleichzeitig versichern sich die Träger durch regelmäßige Besuche bei den Tageseltern, dass dort alles gut abläuft.
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch
Tagesmutter vs. Krippe – was bevorzugt Ihr?
Eine gute Frage. Die wir damals sehr schnell sehr eindeutig beantwortet haben: Durch die Aufnahme unseres ersten Au-Pairs.
Wieso?
Ich schätze alle genannten Vorzüge der Tagesmütter. In unserem Fall jedoch rauchte die eine wie ein Schlot, wollte aber “demnächst” damit aufhören… Jetzt fährt sie die Kiddies halt mit Kippe im Mund aus.
Die zweite hatte zwar jede Menge Dekokrempel auf ihren Glastischchen rumstehen, aber kein Spielzeug.
Die dritte (sympathisch, engagiert, eigene liebenswerte Kids) wollte leider nur bis 14 Uhr arbeiten. Das passte leider nicht zu meinen AZ.
Und die (einzige) Krippe in unserer Stadt bot damals gerade mal 16 Plätze an. Für 60.000 Einwohner. Für eine verheiratete Mutter, die berufstätig sein *will und nicht *muss, ohne Chance.
Wie schön für den, der eine wirkliche (Aus-)Wahl hat!
Mein Tipp: Schauen, ob die Tagesmutter mit zwei oder drei anderen im Kombi-/Vertretungsmodell arbeitet. Super für den Fall, dass eine TM erkrankt, sich Urlaube doch mal überschneiden oder andere Unwägbarkeiten auftreten. Dazu müssen sich alle TM mit allen Kiddies regelmäßig treffen, damit jeder jeden kennt und spontan übernehmen kann.
Danke für dein Feedback. Ja, es ist ein Luxus, wenn man die Auswahl hat. Aber dann sollte man die Wahl auch bewusst treffen. Wie sind denn deine Erfahrungen mit einem Au-Pair? Da kann man ja auch Pech haben, oder?
Hallo Uta,
ja, Pech haben kann man sicherlich auch mit einem Au-Pair. So oft wie mit allen anderen Betreuungsformen vermutlich. Bei uns sieht es so aus:
Wir haben seit Mitte Juni unser 5. Mädchen. 4 von den bisherigen waren super: Völlig unterschiedliche Personen, alle liebenswert, alle neugierig auf Dt. und alle interessiert daran, uns ganz viel von ihrer Heimat zu vermitteln.
Es ist allerdings (das sage ich offen) auch erst einmal Arbeit: In der Vorbereitung (Was will ich eigentlich erreichen mit der Aufnahme eines Au-Pairs? Wie muss ein Au-Pair sein, damit es zu uns passt?) und beim “Einarbeiten” (Tages- und Wochenplan erstellen, Au-Pair-ABC aktualisieren, an alle unvorhersehbaren Dinge denken!)
Was den “Pech”-Faktor aus meiner Coach-Erfahrung mindern hilft:
1. denken, denken, denken, bevor man sich für das Konzept Au-Pair entscheidet
2. prüfen, prüfen, prüfen, welche Agentur die passende ist und
3. reden, reden, reden, weil nur damit ein wirklicher (Kultur-)Austausch möglich wird.
Herzliche Grüße,
Ulrike