Homeeverything-Alltag

Seit Mitte Dezember sind hier fast alle Tage gleich. Ja, Weihnachten mal ausgenommen und die Tage, die offiziell als “schulfrei” gelten. Aber sonst? Same same but different…

Gegen 8 sind alle, die nicht auswärts arbeiten (3 von 4!) wach. Manchmal sogar vollständig angezogen (2 von 3). Am WE bzw. an schulfreien Tagen ist es später. Eulen-Biorhythmus lässt grüßen! Das ist das einzige, wunderbare große PLUS an allem. Schule beginnt später. Die täglichen 100km Fahrt für den Schulweg entfallen.

Update Schulöffnung: Dann ist aufstehen um 6, ein Kind gegen halb 8 in die Schule fahren angesagt. Heimkommen, das andere Kind wecken (falls noch nicht wach). Abwechslung? Nicht wirklich. Nur sind dann 3 von 4 Menschen wieder überproportional müde. Der eine wegen fortlaufendem Schichtdienst wie immer, das Kind und ich, weil früh aufstehen zwecks Schule. Yeah! … nicht.

Aber zurück zum homeverything-Alltag.

Aufstehen, Badezimmer, anziehen, Kaffee. Während selbiger durchläuft, Geschirrspüler ausräumen. Immer! Sonst stapelt sich bei homeeverything binnen Stunden überall Geschirr. Also erst Platz schaffen, auch wenn die Nächte durch kreisende Gedanken scheiße sind und der Wunsch nach noch mehr Aufgaben verdammt gering.

Kaffee fertig, Geschirrspüler leer (und teils gleich wieder halbvoll?). Dann geht die Ansage an die Kinder, ihre Rechner zu starten.

Tagesabfrage ist immer:

  • Wer hat wann eine Konferenz? => das eine Kind schreibt es sich inklusive akkustischer Erinnerungsfunktion in den Handykalender, das andere merkt es sich.
  • Welche Tagesaufgabe steht an? Und falls es gedruckt werden muss: Ist es schon gedruckt? (Spoiler: meistens nicht.)

Kind 1 arbeitet meist lieber in ihrem Zimmer, inklusive Türe zu. Gefrühstückt hat sie entweder um 7 (brrrrr) oder wird das in der regulären Pause gegen 11 nachholen.

Kind 2 zieht das arbeiten am Küchentisch vor. Er frühstückt am liebsten zwischendurch, aber selten vor 10.

Am Küchentisch muss einer von uns daneben sitzen, ggf. Fragen beantworten. Bin ich dran, “arbeite” ich parallel am Laptop. Heißt:

  • Mails & Buchhaltung geht
  • Text-Korrekturen auch
  • Text-Recherche & Webworking geht teilweise (Themenabhängig)
  • Social Media Gedöns geht teilweise
  • Telefonate gehen NICHT
  • Meetings erst recht nicht
  • Texte neu schreiben auch nicht

Das heißt auch: Ich komme in keinen “flow”, kann nichts wirklich am Stück wegarbeiten.

Gegen 11 treffen sich alle in der Küche. Kind 1 kocht am liebsten selbst, wonach ihr der Sinn steht. Kind 2 hat Wünsche, kocht aber nicht selbst (und kalt Essen ist keine Option, eh klar ne?). Ich selber hätte dann zwar schon gerne auch mal was anderes außer Kaffee im Magen, muss aber warten bis alle anderen abgefrühstückt sind. Das zieht sich dann schonmal bis nach 1.

Organisationstechnisch am einfachsten: Abends immer mehr kochen, mittags nur fix aufwärmen. Wenn da jeweils 1-2 Tage dazwischen liegen, wirds nicht zu schnell zu langweilig. Sandwiches, Omelett oder Nudeln mit Tomatensoße gehen immer.

Hat Kind 2 seine Aufgaben erledigt? Dann noch Hilfe beim einscannen/abfotografieren und hochladen bieten. Danach hat er “frei” und versumpft vor dem TV. Oder YouTube, wahlweise.

Kind 1 liest, malt, hört Musik, verbringt den Tag eigenständig.

Jetzt noch mal den Geschirrspüler einräumen, anschalten. Kurz durchsaugen, Biomüll raustragen, Wäsche einsammeln. Hat sich als tägliche Aufgaben alles deutlich potenziert, weil 3 von 4 Menschen dauerhaft daheim sitzen – und einfach mehr Arbeit machen.

Gegen halb 2, halb 3 kann ICH dann meinen Arbeitstag richtig anfangen. An Tagen, an denen der Mann Schichtdienst hat, bis höchstens gegen 6 – sonst auch mal bis halb 7. Dann haben die Kinder aber wieder Hunger, möchten auch mal nicht-Schulzeit mit Mama, haben Fragen usw. Von diesem Zeitpunkt an bis 21:00 Uhr ist Kinder-/Ruhezeit.

Aber Ruhezeit meint eigentlich: Emotional Care. Und Organisation: Essenspläne schreiben, Budgetplanung. Über Filmauswahl und App-Wünsche verhandeln. Besprechen, was beim Pandemieschooling gut lief – und was nicht. Aushandeln, wer den nächsten Einkauf übernehmen muss. Mit den Großeltern telefonieren und an Freunde denken, die online verschwunden zu sein scheinen.

Danach kann ich zurück an den Laptop. Noch ein bisschen weiterarbeiten, noch ein bisschen aufholen. Aufträge abzulehnen, fühlt sich seit März letzten Jahres gefährlicher an als sonst. Weil es die letzten sein könnten, weil es den Kunden genauso geht wie mir – wer weiß, wie lange das alles noch gut geht.

Alle paar Tage stattdessen Yoga vor dem Fernseher, um sowohl die Serie als auch die Bewegung abzugreifen. Alle paar Tage 1,5h in der Wanne versumpfen. Weil Duschen zwar normale Tageshygiene, aber ungestörtes in der Wanne liegen dann doch eher selfcare ist.

So geht das jeden Tag. Sechs bis acht Stunden, in denen ich arbeite. Zwei bis fünf Stunden Pandemieschooling (Begleitung, technischer Support, Ermunterung). Zwei bis sechs Stunden Carearbeit obendrauf.

Es gibt keinen sicheren Ort mitten in einer Pandemie als Mitteleuropa. Das ist mir klar.

Trotzdem sind die Tage lang. Und stumpf. Und voller nie enden wollender Arbeit. Immer und immer wieder aufs Neue.

Sabrina
Hy, hier schreibt Sabrina. Freiberuflich als Copywriterin anzutreffen, mit Mann & zwei Kindern in enger Gemeinschaft. Feministisch, bindungsorientiert & zutiefst sarkastisch. Bekennende #coffeeholic

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert