Das erste Schuljahr ist fast rum und mein kleiner Sohn hat das Lesen für sich entdeckt. Vorgelesen habe ich ihm ja schon immer, aber mal ganz ehrlich, diese Erstlesebücher sind mehrheitlich schrecklich langweilig (von der Genderkacke will ich gar nicht anfangen). Aber wir haben eine Lösung gefunden, wie wir gemeinsam lesen können, ohne dass ich mich zu Tode langweile und er überfordert wird.
Gemeinsam lesen
Die Schule propagiert ja, dass das Lesen jeden Tag geübt werden sollte. Aber mal ganz unabhängig davon gehört bei uns das Lesen zum Ins-Bett-bringen dazu. Ich habe schon früh angefangen, meinem Sohn Bücher zu zeigen und vorzulesen. Jetzt soll er also selber lesen. Also haben wir Erstlesebücher ausgeliehen und er hat sich daran versucht. Es war LANGWEILIG! Er hatte keine Lust auf die Geschichten und auch noch wenig Ausdauer und ich fand sie einfach furchtbar. Da ich aber keine Lust auf Zwang habe, habe ich zunächst einfach weiter vorgelesen. Bis wir das gemeinsame Lesen für uns entdeckt haben.
Die Entdeckung
Zur Einschulung hatte der Junge ein Buch vom Kleinen Drachen Kokosnuss geschenkt bekommen, das wir zunächst mal ins Regal gestellt haben, weil er ja eben noch nicht lesen konnte. Irgendwann haben wir es wieder hervorgeholt und dabei festgestellt, dass es gar kein reines Erstlesebuch ist. Es gehört zu der Reihe “Erst ich ein Stück, dann du” und beruht auf dem Prinzip, dass Erwachsene und Kind sich gegenseitig vorlesen. Wir haben es ausprobiert und es hat uns beiden gefallen.
Bücher zum gemeinsamen Lesen
Der nächste Schritt führte uns in die Bibliothek, wo wir eine Reihe verschiedener Bücher zum gemeinsamen Lesen ausgeliehen haben. Die Bücher aus der Reihe “Erst ich ein Stück, dann du” aus dem cbj-Verlag gibt es in vielen verschiedenen Genres, neben dem kleinen Drachen Kokosnuss gibt es auch Sachbücher über verschiedene Themen und Klassiker für Kinder erzählt.
Auch andere Verlage haben ähnliche Reihen herausgebracht, so z. b. die Reihe “Wir lesen zusammen” von Der Bücherbär oder “Ich für dich, du für mich” vom Loewe-Verlag.
Das Prinzip
Wie schon gesagt, es geht um das gemeinsame Lesen. Jeder liest dem Anderen ein Stück vor. Der Text für den Erwachsenen ist dabei jeweils kleiner gedruckt als der Text für das Kind.
Bei der Aufteilung des Lesestoffes gibt es zwei verschiedene Varianten. Bei der ersten wechseln sich immer zwei Seiten für den Erwachsenen mit zwei Seiten für das Kind ab. So liest jeder immer eine Doppelseite vor, dann ist der andere an der Reihe. Dies ist z. B. bei den Büchern der “Wir lesen zusammen”-Reihe der Fall.
Bei der anderen Variante sind die Passagen, die das Kind liest in den Text eingestreut und kürzer, als eine Doppelseite. Insgesamt liest das Kind aber ähnlich viel wie bei der anderen Variante. Dieses Prinzip wird in der Reihe “Erst ich ein Stück, dann du” angewandt.
Die Vorteile
Für mich ist ein Vorteil dieser Aufteilung ganz klar, dass die Geschichten daran interessanter werden. Dadurch, dass der Erwachsene auch vorliest, liest er automatisch die komplexeren Sätze, die einfacheren Passagen werden vom Kind gelesen. Das gilt vor allem dann, wenn nicht die strenge Aufteilung in Doppelseiten vorherrscht. So ist das Lesen insgesamt spannender und unterhaltsamer als wenn man sich durch die Geschichten in Hauptsätzen quälen muss.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass man gemütlich zusammen kuscheln und lesen kann und sich das Lesevorbild des Erwachsenen so gut einprägen kann. Wir lesen z. B. gemeinsam abends im Bett und ich korrigiere meinen Sohn nicht, wenn er z. B. den Text falsch betont. Gleichzeitig aber bekommt er mit, wie ich vorlese und verfolgt dabei den Text. So lernt er quasi nebenbei, wie man sinnentnehmend lesen kann und Sätze betont. Ganz gemütlich und ohne Stress.
Fazit
Meinem Sohn und mir haben es vor allem die Bücher aus der Reihe “Erst ich ein Stück, dann du” angetan. Zum einen mögen wir die Textverteilung lieber, weil sie nicht so schematisch ist und auch, weil mein Sohn dann nicht so viel am Stück vorlesen muss sondern kleinere Portionen. Außerdem bieten die Bücher dieser Reihe ein sehr breites Themenspektrum, so dass viele Interessen abgedeckt sind. So macht uns das gemeinsame Lesen Spaß.
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch