Wo bleibt die Protestwelle?

Immer wieder lese ich, dass Vereinbarkeit nicht funktioniert. Dass wir Eltern uns aufreiben, zwischen Beruf und Familie und doch nie allem gerecht werden. Dass es eben einfach nicht geht.

Das mag durchaus sein. Es ist zumindest schwer, alles unter einen Hut zu bringen und es geht schon gar nicht, wenn wir keine Unterstützung bekommen. Aber dennoch beschränken sich die meisten dieser Bücher und Artikel darauf, die Misere lang und breit zu beschreiben.

Gibt es denn gar keine Lösung?

Das frage ich mich immer. Wenn alles so schlimm ist, warum gehen wir dann nicht auf die Straße und demonstrieren dafür, dass es besser wird?

Für

  • qualitativ hochwertige Kinderbetreuung
  • flexiblere Arbeitsmodelle
  • Lebensarbeitszeitkonten

und gegen

  • Präsenzkultur
  • Meetings am späten Nachmittag

Wo sind die ganzen Frauen, die Familie und Beruf miteinander vereinbaren wollen? Und wo sind ihre Männer, die ja angeblich auch gerne mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen möchten und sich gleichberechtigt in die Hausarbeit einbringen möchten? Wir sind doch so viele? Warum stehen wir nicht auf der Straße?

Ich verstehe es nicht. Und ich verstehe es doch.

Denn wenn mir jetzt jemand sagen würde, “Kümmere du dich doch darum”.

Dann würde ich antworten: “Ich schaffe es nicht. Ich habe keine Zeit, weil ich schon so viele Dinge im Auge behalten muss.”

Wie seht ihr das?

Uta
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch

2 Gedanken zu „Wo bleibt die Protestwelle?“

  1. Hallo Uta,

    klar, so ist es: Das Problem der (Un-)Vereinbarkeit besteht ja gerade genau darin, dass die Zeit bereits für Beruf und Familienarbeit nicht reicht. Zeit für Demonstrationen ist da erst recht nicht mehr drin – obwohl letztere immens wichtig wären. Und das ist keine Frage von persönlichen Prioritäten, sondern wir pfeifen eben wirklich und ernsthaft auf dem letzten Loch.

    Dazu kommt außerdem, dass wir, die wir unter dem Problem der (Un-)Vereinbarkeit leiden, eine sehr heterogene Gruppe sind. Es wäre keineswegs allen mit den von dir angesprochenen Punkten geholfen. Die persönlichen Lebensumstände, Wertvorstellungen und Überzeugungen sind so unterschiedlich, dass kein allgemeiner Konsens über zu erreichende Ziele besteht. Und deshalb kann sich bisher keine starke, gemeinsame Front formieren.

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