Müde sein (dürfen)

Das Vereinbarkeitsthema lebt ja davon, dass wir uns immer besser organisieren, gleichzeitig entstressen, reduzieren, auf das Wesentliche konzentrieren. Das wir mit Schwung das tun, was wir gerne tun, auf unsere Bedürfnisse achten und auf die aller anderen. Die Werbung sagt, wir wuppen das mit einem Lächeln – erinnert sich noch jemand an die Deo-Werbung? Wenn der Mann nach seinem Arbeitstag aufs Sofa kippt, während die Frau elegant auf 10cm Highheels mit Kind und Einkäufen durch die Türe schreitet? Wir wissen alle, dass die Werbung lügt. Manchmal stemmen wir alles mit einem Lächeln. Manchmal raufen wir uns die Haare. Und manchmal sind wir einfach nur: müde.

Und ich finde, das ist auch mal ok. Von den Anforderungen, der täglichen Leistung und den eigenen Ansprüchen müde zu sein. Sich zu zugestehen, dass weder Kraft noch Motivation noch Energie noch Karma unendlich verfügbar sind. Sondern endlich.

Nicht pathologisch, sondern normal

Es muss weder direkt eine Depression sein – noch der gern diagnostizierte Burn-out. Beides kommt vor und vor allem bei Müttern steigen die Erkrankungszahlen stetig an. Etwas, worüber gesellschaftlich gesehen dringend nachgedacht werden muss!!!

Aber: Manchmal ist es “einfach nur” Erschöpfung durch das Hamsterrad aus Arbeit, Kindern, Haushalt und eigens freigeschaufelten Zeiten. Bei den Tagebucheinträgen anderer Blogger summiere ich manchmal nur so aus Spaß die Zeiten auf, die die Frauen (oder Männer, aber die schreiben das so selten auf) Tag für Tag wach sind. Und was sie alles in der Zeit leisten. Sicher ist: Ich bin mit meinen 16-18h Tagen keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil.

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Ja, theoretisch krankt das an den eigenen Ansprüchen. Ja, Erschöpfung kann sich auch einstellen, wenn alle mit anpacken. Zumindest bei mir. Manchmal bin ich nach vielen Monaten unter Volldampf mit immer neuen Herausforderungen einfach “durch”. Meine Eltern nennen das Urlaubsreif, aber da kann ich als Freiberuflerin nur müde lächeln. Klassischer Urlaub mit 14 Tagen Auszeit ist derzeit nicht drin.

Was hilft?

Ok, ich müsste jetzt wahrscheinlich das Folgende schreiben:

  • weiter reduzieren, scheint immer noch zu viel auf der To-do Liste zu liegen
  • weiter auslagern und bewusst Aufgaben abgeben, wenn die Verantwortung weiterhin auf den eigenen Schultern lastet
  • gezielter Entspannungstechniken und freie Momente anvisieren, um Stress loszuwerden

Aber ganz ehrlich? Das artet direkt wieder in Optimierungswahn aus.

Ich entscheide mich jetzt, so kurz nach den Sommerferien und vor den Herbstferien einfach mal für :

Es ist ok, wenn ich müde und erschöpft bin.

Denn ich tue bereits mein Möglichstes, um zu reduzieren, um Verantwortlichkeiten zu teilen und mir selbst freie Zeit zu gönnen. Ich kann (und will) weder an der aktuellen Situation etwas ändern, noch wird dieser Zustand ewig anhalten.

Sabrina
Hy, hier schreibt Sabrina. Freiberuflich als Copywriterin anzutreffen, mit Mann & zwei Kindern in enger Gemeinschaft. Feministisch, bindungsorientiert & zutiefst sarkastisch. Bekennende #coffeeholic

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Stille.