#equalcareday 2017

#equalcareday: Wie das mit der CareArbeit bei uns aussieht

Am 29. Februar ist der #equalcareday, bei dem es um die Aufgabenverteilung bei der CareArbeit, also Kirche, Kinder, Klo putzen geht. Warum am 29. Februar? – Weil Frauen im Schnitt immer noch viermal so viel CareArbeit verrichten wie Männer. Und da dieser Tag nur einmal alle vier Jahre vorkommt, passt das gut. Denn Männer brauchen vier Jahre, um die gleiche CareArbeit zu leisten, wie Frauen.

Die Initiatoren des #equalcareday rufen dieses Jahr dazu auf, über die Aufgabenverteilung nachzudenken. Dazu geben sie uns einige Fragen an die Hand und so will ich diese mal für uns beantworten.

#equalcareday 2017

Wie ist die CareArbeit bei Euch zuhause auf die Erwachsenen verteilt? Gibt es feste Zuständigkeiten?

Zunächst einmal ein wenig zu unseren Rahmenbedingungen:
Mr. T baut sich gerade eine selbstständige Existenz im Bereich Stressprävention auf. Daher arbeitet er flexibel von zuhause aus. Ich arbeite Vollzeit an einer gebundenen Ganztagsschule mit Arbeitszeiten zwischen 8 und 16.15 Uhr plus Homeoffice.

Haushalt

Das meiste ist nicht fest verteilt, bis auf ein paar Dinge, die einfach zeitlich oder von der persönlichen Lust und Begabung her so hinkommen.

Ich koche meist abends, weil ich das erstens gerne mache und zweitens auch mein Repertoire größer ist und wir insgesamt doch mehr auf Abwechslung stehen beim Essen.

Das Einkaufen übernimmt hingegen weitgehend Mr. T, weil der erstens besser schleppen kann als ich und zweitens lieber einkauft.

Alle anderen Arbeiten erledigt immer derjenige, der sie sieht. Grundsätzlich macht aber Mr. T mehr Hausarbeit, einfach weil er zeitlich flexibler ist.

Kinder

Mr. T ist in der Regel für das Bringen zur und Abholen von der Schule zuständig. Die Offene Ganztagsschule (OGS) betreut nur bis 16 Uhr (freitags bis 15 Uhr) und das überschneidet sich meist mit meinen Arbeitszeiten.

Dafür bringe ich den Kleinen jeden Abend ins Bett.

Schulische Termine und Freizeitaktivitäten haben wir uns ziemlich 50:50 aufgeteilt. So übernimmt jedeR von uns einmal pro Woche das Fußballtraining (beide Jungs haben zweimal die Woche Training, zum Glück bei der gleichen Mannschaft – der Große als Trainer, der Kleine als Spieler) und bei den Spielen am Wochenende wechseln wir uns ab.

Auch bei Elternabenden und zu Elternsprechtagen gehen wir abwechselnd. Bei Schulveranstaltungen bemühen wir uns, beide zu erscheinen, wenn das von der zeitlichen Lage her möglich ist.

Warum teilt Ihr Euch anfallende CareArbeit untereinander auf? Welche Vorteile habt Ihr dadurch?

Uns beiden ist Gleichberechtigung wichtig. Wir haben nicht immer so gelebt, wir hatten durchaus auch Phasen, in denen Mr. T Vollzeit gearbeitet hat und ich mehr oder weniger alleine für die CareArbeit zuständig war. Das hat uns aber beide nicht glücklich gemacht, weswegen Mr. T ja auch seine Arbeitssituation geändert hat. Er sagt heute selber, dass er jetzt ein viel besseres Verhältnis zu den Kindern hat als früher.

Die Vorteile sehe ich darin, dass wir eben beide wissen, was bei den Kindern wichtig ist und was im Haushalt eben so anfällt. Daher ist die Wertschätzung für die getane Arbeit gestiegen, weil eben nicht einer denkt, dass der andere “das bischen Haushalt” erledigt. Wir wissen beide, dass CareArbeit zwar unbezahlte arbeit ist, aber dennoch Arbeit.

Welche Nachteile und Schwierigkeiten gibt es, welche Hürden?

Wenn man sich die CareArbeit aufteilt, dann muss man sich absprechen. Das kann auch ein Nachteil sein, weil man eben über viele Dinge sprechen muss und einiges aushandeln. Außerdem kollidieren manchmal unterschiedliche Ansichten über die Qualität der Arbeite des jeweils Anderen. Da braucht es Toleranz und viele Gespräche, um auf einen Nenner zu kommen.

Wäre es nicht praktischer, eine Person des Haushalts würde sich alleine darum kümmern und so auch den Überblick und die Verantwortung behalten?

Für uns nicht. Denn wir sind beide nicht die Menschen, die in der Rolle der Hausfrau/des Hausmanns aufgehen. Wir machen die Arbeit im Haushalt, weil sie eben gemacht werden muss, aber nicht mit Leidenschaft. Die brauchen wir für unsere Kinder und unsere Broterwerbe. Daher fände ich es blöd, wenn ich die ganze CareArbeit machen müsste und Mr. T geht es genauso.

Wodurch / Wann stoßt Ihr an Grenzen der fairen Aufteilung?

Im Moment vor allem durch schulische Termine, die meine Zeitplanung durcheinander werfen. So liegen in diesem Schuljahr die meisten Konferenzen an meinen unterrichtsfreien Nachmittagen und machen uns so bei der Aufgabenverteilung gerne mal einen Strich durch die Rechnung.

Außerdem erledigt Mr. T im Moment tatsächlich mehr Hausarbeit als ich, weil er mehr Zeit zuhause verbringt. Dies liegt jedoch auch an seinen Ansprüchen an Ordnung im Haushalt und an der Tatsache, dass Hausarbeit ein guter Grund ist, um andere Aufgaben zu prokrastinieren.

Leben Kinder in Eurem Haushalt? Hat sich die Verteilung der CareArbeit verändert?

In den letzten Jahren hat sich bei uns in der Verteilung der CareArbeit viel verändert. Bevor Mr. T aus seinem Vollzeit-Job ausgestiegen ist, lag tatsächlich das Gros der CareArbeit bei mir. Das hat sich zum Glück gewandelt, was mir persönlich auch sehr gut gefällt.

Was hat sich verändert mit dem Älterwerden der Kinder? Musste die Aufteilung in Frage gestellt und evtl. neu verteilt werden?

Mit zunehmendem Alter der Kinder übernehmen diese auch Teile der Hausarbeit. Außerdem unterstützt uns der Große bei der Betreuung des Kleinen, damit wir ab und zu mal ins Theater gehen können. Hier verspüre ich zum Einen eine Entlastung, weil wir Aufgaben an die Kinder abgeben können, zum Anderen erfordert dieses Abgeben aber auch immer neue Verhandlungen und Gespräche, damit alles gut funktioniert.

Welche Reaktionen bekommst Du von anderen für Dein Tun als Frau?

Mit zunehmendem Alter der Kinder bekomme ich immer seltener negative Reaktionen. Früher war das häufiger der Fall, dass ich mir dumme Sprüche anhören musste. Da wurde mir z. B. gesagt, dass ich ja lieber anderer Leute Kinder erziehe, als meine eigenen.

Heute kommt eher selten jemand mit der Rabenmutter-Keule um die Ecke. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich sehr klar bin mit dem, was uns als Familie wichtig ist.

Was würdest Du Deinem jüngeren Ich mit auf den Weg geben, das weder Kinder hat noch in einer Partnerschaft lebt, wie es mit dazu beitragen kann, dass Equal Care gelingen kann?

Ich würde mir selber dazu raten, gleich auf eine gerechte Aufgabenteilung zu bestehen und das Thema in einer Beziehung deutlich und frühzeitig zu klären. Meiner Meinung nach kann Equal Care nur dann gelingen, wenn man darüber redet und wenn man sich klar dafür einsetzt, dass es keine geschlechtsspezifischen Aufgaben gibt, sondern jeder Mensch im Prinzip alles machen kann, was er will.

Was wünschst Du Dir von Politiker*innen?

Ganz klar die Abschaffung des Ehegattensplitting und weiterer Fördermaßnahmen der Versorgerehe. Außerdem die Wertschätzung von CareArbeit auch durch eine angemessene Bezahlung entsprechender Berufe.

Weiterhin fände ich eine echte Wahlfreiheit gut, die man z. B. mit einem bedinungslosen Grundeinkommen realisieren könnte.

Was wünschst Du Dir von anderen Entscheidungsträger*innen?

Ich wünsche mir das Verschwinden der Genderstereotype aus dem Alltag. Keine Überraschungseiner für Mädchen, keine rosa und blauen Klebestifte, Kleidung für Kinder nicht für Mädchen und Jungen. Und ich wünsche mir, dass Eltern nicht wegen ihrer Kinder diskriminiert werden.

Was wünschst Du Dir konkret für  Deinen Alltag anlässlich des Equal Care Day 2017?

Für uns als Familie wünsche ich mir, dass wir unsere Diskussionen über die Aufgabenverteilung immer konstruktiv führen und zu guten Ergebnissen kommen.

Uta
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch

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