Die Hälfte der Verantwortung

Letztens stieß ich beim Stöbern im Netz auf diesen Artikel aus der Emma. Darin erzählen Suse und Michael, dass sie sich die Familienarbeit 50:50 aufteilen. Sie wechseln sich tageweise ab. Das klingt für mich sehr egalitär und auch spannend, strebe ich doch selber ein Gleichgewicht bei der Aufgabenverteilung in der Familie an.

Das Paradies der Gleichberechigung?

Was mich aber stutzig gemacht hat, ist dieser Abschnitt:

Unser Kind ist jetzt über ein Jahr alt und ich kann leider nicht behaupten, wir wären mit unserem Modell im Paradies der Gleichberechtigung angekommen. Wir haben immer noch ständig mit „Arbeitsteilungsproblemen“ zu kämpfen. Mit dem Modell haben die aber nichts zu tun. Das mit der Zeiteinteilung funktioniert super. Aber während ich alles, was das Kind betrifft, in mein Leben integriere und gerne Klamottenberge der neuen Kindergröße sichte und sortiere, Breie aus Biogemüse koche und einfriere, Metas Wäsche eben wasche, wenn ihr Wäschekorb voll ist, einen Fahrradsitz besorge, ein größeres Kinderbett, Windeln kaufe und eine neue Trinkflasche, Sauger auskoche und Schnuller, währenddessen macht Micha von all dem einfach nichts. Und wenn, dann nur nach mehrmaliger Nachfrage und Aufforderung, was immer öfter zu einem „dann kann ich es auch gleich selber machen“ und dementsprechend schlechter Laune meinerseits führt. Ich werde dann zu der meckrigen Mutti (gemacht), die ich nicht sein wollte.

Denn hier lese ich heraus, dass die beiden sich zwar die Zeit für die Kinderbetreuung teilen, aber die Verantwortung grundsätzlich immer noch bei einem Elternteil, hier der Mutter liegt.

Und genau hier liegt der Hund begraben. Denn ohne die Übernahme der Hälfte der Verantwortung, ist es keine wirkliche Gleichberechtigung. Dies führt dazu, dass ein Partner immer die Organisation im Hinterkopf behalten muss.

  • Wann stehen Termine an?
  • Muss ich neue Schuhe kaufen?
  • Wann ist im Kindergarten Spielzeugtag?

Alle diese Dinge sind ständig unterschwellig präsent. Und sie verursachen Stress. Denn der Partner könnte ja auch daran denken.

Was tun?

Es reicht nicht, dass der eine Partner die Hälfte seiner Zeit einsetzt. Er muss auch die Hälfte der Verantwortung übernehmen und sich um diese alltäglichen Dinge kümmern. Denn nur dann herrscht echte Gleichberechtigung. Hier hat es geholfen, darüber zu sprechen. Einfach zu sagen: “Du bringst und holst den Zwerg genauso oft wie ich, also guck doch bitte auch auf den Terminzettel im Kindergarten. Dann musst du mich nicht mehr fragen, was ansteht.”

Das mag nach einer Kleinigkeit klingen, ist aber eine Entlastung. Und es ist Gleichberechtigung. Denn mein Partner ist selber in der Lage, sich um alles zu kümmern. Ich muss ihn an nichts erinnern, weil er selber daran denkt. Das macht unsere Beziehung egalitär. Denn die Hälfte der Verantwortung zu übernehmen, erhöht gleichzeitig die Kompetenz in der Beziehung.

 

Uta
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch

2 Gedanken zu „Die Hälfte der Verantwortung“

  1. ich finde die kritik total richtig, finde aber, dass bei der “lösung” noch einige aspekte unberücksichtigt bleiben.

    ist es “echte gleichberechtigung” und “egalitär”, wenn immernoch die mutter darauf achten muss, dass der vater auch wirklich seinen teil der verantwortung wahrnimmt, indem sie sätze sagt wie: “Du bringst und holst den Zwerg genauso oft wie ich, also guck doch bitte auch auf den Terminzettel im Kindergarten. Dann musst du mich nicht mehr fragen, was ansteht.”?

    mit dem modell von suse und micha im hinterkopf habe ich im letzten jahr einen artikel bei fuckermothers geschrieben:
    http://fuckermothers.wordpress.com/2013/03/22/5050-bedeutet-nicht-die-auflosung-aller-ungerechtigkeiten/

    was die geschichte von suse und micha meiner ansicht nach besonders gut zeigt, ist, dass bei gutem willen aller beteiligten personen und sehr viel miteinander reden und aushandeln die umsetzung im alltag oft trotzdem nicht so funktioniert, wie geplant.

    1. Das ist ein guter Punkt. Aber wie anders als durch miteinander Reden und Aushandeln soll es denn gehen? Und wie geplant funktioniert es doch nie im Leben.

      Gruß
      Uta

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