Glauben Sie an Gott?
Diese Frage stellten mir neulich ein paar Schülerinnen. Keine ungewöhnliche Frage an einer katholischen Schule. Und natürlich beantwortete ich diese Frage ehrlich.
Ja, ich glaube an Gott.
Darf man das?
Ist es ok, den Kindern (auch und gerade den eigenen) gegenüber Fragen zu persönlichen Werten und Glaubenseinstellungen zu beantworten? Beeinflusse bzw. erziehe ich sie dann nicht dazu, meine Werte und Einstellunge zu übernehmen?
Ich glaube, dass es nicht nur okay ist, diese Fragen ehrlich zu beantworten, sondern auch wichtig. Warum sollte ich auch nicht ehrlich sein? Meine Werte und Überzeugungen gehören zu mir und machen einen Teil meiner Persönlichkeit aus. Wenn ich meinen Mitmenschen und vor allem meinen Kindern und SchülerInnen authentisch begegnen möchte, dann gehören meine Werte und Überzeugungen dazu. Denn wenn ich sie ausklammere, dann kann ich nicht mehr authentisch sein.
Sprechen, nicht aufzwingen
Das bedeutet nicht, dass ich meinen Kindern meine Werte und Überzeugungen aufzwinge. Das mache ich nicht. Aber ich möchte gerne, dass sie sie kennen. Meine Kinder – die Menschen, die mir im Leben mit am Wichtigsten sind – sollen wissen, was mir im Leben sonst noch wichtig ist. Sie sollen meine Werte kennen. Kennen heißt nicht gut finden oder gar übernehmen. Natürlich rede ich mit meinen Kindern auch über andere Überzeugungen, mir ist wichtig, dass sie wissen, dass meine Werte nicht die einzig wahren und möglichen sind. Und ich erkläre ihnen auch gerne, warum mir diese Werte wichtig sind.
Um mich herum beobachte ich oft eine große Unsicherheit, was dieses Thema betrifft. Weil Eltern ihre Kinder nicht indoktrinieren oder erziehen wollen, vermeiden sie es, ihre Werte und Überzeugungen zu kommunizieren. Kinder möchten aber in der Regel wssen, was uns wichtig ist. Warum also sollten wir es ihnen nicht sagen? Natürlich nicht ständig aber zumindest doch, wenn sie fragen oder es uns ein Bedürfnis ist, uns darüber mitzuteilen. Und dann können wir sie fragen, wie sie darüber denken. Daraus können sich sehr interessante und spannende Gespräche entwickeln.
Und was passiert, wenn wir ihnen nicht erzählen, was uns wichtig ist? Dann erfahren sie gerade das nicht von uns, was uns doch besonders am Herzen liegt. Und sie suchen sich ihre Werte bei anderen Menschen. Denn Kinder interessieren sich für Werte, sie wollen sich darüber austauschen. Warum also nicht mit uns? Sind sie uns das nicht wert? Mir schon!
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch
Du hast vollkommen recht. Anders geht es doch gar nicht. Kinder dürsten regelrecht danach, die Meinungen der anderen kennenzulernen. Wichtig ist doch nur, dass sie erfahren, dass jeder eine eigene, persönliche Meinung und Überzeugung hat. Nicht, dass man sagt “so und so ist es”, sondern “für mich ist es so und so”. Irgendwann lernen sie dann auch, dass jegliche Äußerung immer nur eine Meinung ist.