Für die Blogparade #Vereinbarkeitsgeschichten suchen wir ja nach vielen verschiedenen Ideen und Geschichten dazu, wie “Vereinbarkeit” denn so ausschaut. Weshalb es jetzt und hier auch meinen Beitrag gibt.
In welchem Bereich bist du tätig (arbeitest du z. B. im Schichtdienst/Büro)?
Beim ersten Kind war ich noch Studentin, Geisteswissenschaften. Mein Studium hatte ich bis zur Geburt im Eilverfahren abgearbeitet, vor der Geburt stand nur noch die Abschlussarbeit unfertig da. Der Rest samt aller Präsenzzeiten war abgehakt. Parallel habe ich in der Schwangerschaft auch noch in Teilzeit bei einem Automobilzulieferer gearbeitet – als Projektassistenz. Reisen und lange Arbeitszeiten inklusive. Und weil ich die Zeit vor den Kindern ordentlich ausreizen wollte, bin ich parallel auch noch für drei halbe Tage pro Woche in einer örtlichen Akademie in der Pressestelle hospitieren gegangen. Spannende Zeit, sehr anstrengend. Die Zeit nach der Geburt war etwas seltsam. Von 100 auf 0 in wenigen Tagen, denn ich habe bis gut 2 Wochen vor Termin komplett durchgearbeitet. Und dann war da die Elternzeit …
Beim zweiten Kind war ich bereits selbstständig – im Bereich Text, Marketing und PR. Sprich: Ich arbeite seitdem permanent am Rechner/Laptop, Tablet, mit Stift und Zettel. Für umgebende Kinder eine ziemlich langweilige Geschichte, wenn sie dabei nicht mitklicken und mitmalen dürfen. Was sie meistens nicht dürfen.
Ehrenamtliche Stillberaterin bin ich auch – hier können die Kinder zu Vereinsgeschichten in der Regel mit und sind dort gern gesehen, springen dabei herum und sind einfach Teil des Geschehens. Zu Stillberatungen (telefonisch, persönlich, in der Gruppe) versuche ich die Kinder aber betreuen zu lassen. Babys würde ich immer mitnehmen, aber aktive Kleinkinder sind da leider alles andere als hilfreich – wenn es nicht gerade aktive andere Kinder zum ablenken gibt.
Wie viele Kinder hast du? Wie alt?
Die Tochter ist 2008 geboren, der Sohn 2011. Ein Pärchen, mit relativ kurzem Abstand. Übrigens etwas, das ich so nicht unbedingt wiederholen würde. Es war sinnvoll und richtig, beide zügig hintereinander zu bekommen – aber auch anstrengend. Gerade, weil ich als Freiberuflerin natürlich nicht mal eben für 6 Wochen plus 12 Wochen komplett vom Bildschirm verschwinden konnte. Finanziell nicht und auch für mein eigenes Seelenheil nicht. Ich liebe meinen Job 😉
Wann bist du in deinen Beruf zurück gekehrt? In welchem Umfang?
Im Studium war ich sowieso nahezu fertig, nur die Abschlussarbeit wollte noch geschrieben werden. Die allerdings zog sich dann doch sehr hin, fast ein Jahr habe ich für die Fertigstellung gebraucht. Alltag mit erstem Baby war da noch alles andere als lustig.Anfangs war ich über jeden geschriebenen Absatz so unendlich FROH. Beim zweiten Kind konnte ich in 45 Minuten Schlafpause schon komplette Artikel für Kunden-Bücher schreiben. Gewöhnung ist da wirklich alles.
Bei der Tochter hat mich im ersten Jahr ab und an hat die Schwiegermutter entlastet. Oder der Papa hat ein paar Stunden übernommen, damit ich in die Uni fahren konnte. Daheim arbeiten hat zu dem Zeitpunkt so gar nicht funktioniert.
Beim zweiten Kind war ich bereits selbstständig, d.h. ich bin sofort in den ersten Wochen nach der Geburt wieder eingestiegen. Meine Kunden waren informiert und hatten kein Problem damit, dass ich anfangs nur langsam starten wollte. Wobei ehrlich gesagt die ersten Wochen und Monate noch am besten waren: der jüngste hat dann doch viel geschlafen, meistens auf meinem Bauch. Laptop auf die Knie und ich konnte arbeiten.
Gäbe es ein drittes Kind, käme es zum bequemen Arbeiten auf den Rücken. Das habe ich beim Jüngsten nicht rechzeitig angefangen, er mochte auch lieber auf meinem Bauch liegen zum schlafen.
Hast du bei deiner Rückkehr in den Beruf noch gestillt? Wenn ja, hast du Stillzeiten nach §7 MuSchG in Anspruch genommen? Wie lange? Wie war die Reaktion darauf?*
Ich arbeite ja im Homeoffice – und bin selbstständig. Von daher war das weder Thema noch wichtig – beide Kinder haben lange gestillt. Entweder war ich nach X Stunden wieder daheim zum Stillen oder ich habe während des Arbeitens gestillt.
Ich kann die Reaktion der Schwiegermutter beitragen. Sie war tatsächlich bei den ersten Malen vergleichsweise nervös, wie das mit der abgepumpten Muttermilch, dem Erwärmen, der Gabe usw. funktionieren würde. Sie hatte selber nicht gestillt und kannte das Konzept von “Stillen nach Bedarf” beim ersten Kind noch nicht. Das Stillen selbst fand sie gut, nur für sich selbst und die paar Stunden in der Betreuung fand sie es schwierig.
In der Krippe war das übrigens kaum Thema. Wir haben in der Regel morgens direkt vor dem Gruppenraum gestillt und dann direkt beim Abholen. Zur Eingewöhnung hätte ich auch Flaschen mit abgepumpter Milch mitbringen können – aber beide Kinder haben dort in der Gruppe gut gegessen. Das war also nicht notwendig.
Wie hast du die Betreuung organisiert?
Beim ersten Kind und im ersten Jahr hat die Großmutter phasenweise aufgepasst, ebenso der Vater. Wobei letzterer zu dem Zeitpunkt noch eine Arbeitsstelle mit 100km Anfahrt im Schichtdienst hatte – da war nicht viel mit Freizeit oder damit, zu festen Terminen das gemeinsame Kind zu übernehmen. Nach dem ersten Geburtstag startete hier die Krippeneingewöhnung, zunächst ein paar Tage die Woche und ein paar Stunden am Tag. Nachmittags und abends habe ich gearbeitet, sobald die Große geschlafen hat. Es gab auch einen festen Großeltern-Tag – das war richtig schön. Hat auch die Bindung zwischen Oma und Enkelin sehr gefestigt.
Beim Jüngsten war die Krippe als Bestandteil im Betreuungsplan schon fest etabliert. Im ersten Jahr haben wir ihn daheim betreut, eine externe Betreuung hätte ich mir zwar gewünscht, konnte ich mir aber zeitgleich nicht vorstellen. Ich arbeitete, wenn er schlief, spielte oder mit dem Papa unterwegs war. Die Oma fiel in der Zeit aus gesundheitlichen Gründen oft aus beziehungsweise kann sie auch nur ein Kind nehmen – das war dann eben die Enkelin, die ja schon größer war. Nach dem ersten Geburtstag ging es dann auch mit der Krippe los, sehr problemlos.
Inzwischen ist die Große in ihrem vorletzten Kindergartenjahr. Dann steht die Schule an, das wird die nächste Herausforderung. Den Großelterntagen trauere ich etwas hinterher. Leider haben sich beide Kinder parallel als zu viel für die Oma herausgestellt, das kann sie nicht mehr leisten. Einer allein funktioniert leider auch nicht, das verbleibende Kind ist dann fürchterlich sauer und will auch zur Oma.
in Krankheits- und Ferienzeiten arbeite ich, sobald ich kann. Also in Spiel- und Schlafenszeiten. Oder der Papa übernimmt. Besuche bei den weiter weg wohnenden Großeltern haben sich nur bedingt als sinnvoll herausgestellt – ruhiges Arbeiten ist da noch weniger möglich als daheim.
Wie habt ihr Euch als Eltern die Arbeit aufgeteilt? Wer macht was und wann, wie verständigt ihr euch über die Aufteilung?
Da der Gatte als Schichtarbeiter immer mal nicht da ist, machen wir das flexibel. Immer. Wenn er da ist, kümmert er sich morgens um die Frisur der Tochter, macht ihre Brotzeittasche fertig und kontrolliert, ob sie auch wirklich alle notwendigen Kleidungsstücke anzieht. Ich kümmere mich um den Jüngsten. Dann bringen wir beide zusammen die Kinder in den Kindergarten, er ruht sich danach von der Arbeit aus, ich arbeite. Kochen darf er, wenn er da ist, dafür räume ich in der Regel auf und weg.
Wäsche, Garten und allgemeines Putzen übernehme meistens ich, dafür kümmert er sich ganz klassisch um Motorisierung, stemmt Umbauarbeiten am Haus und regelt Vertragsgeschichten. Einige organisatorische Geschichten (Termine, Kontrollen, Kurse für die Kinder….) würde ich gern auf ihn abwälzen. Da sind wir in Verhandlungen, jeder rutscht so ein bisschen in seiner Komfortzone herum.
Finanziell trägt er den größeren Beitrag zum Familieneinkommen bei. Ich leiste dafür mehr “Erziehungsarbeit”. Im Moment funktioniert das so ganz gut.
Zur Verständigung – manchmal sind unsere Übergabezeiten recht knapp morgens/abends – haben wir verschiedenes ausprobiert. SMS, Telefonat am Abend vorher (mit kreischenden Kindern im Hintergrund, die mitreden wollen), Facebook Chats, geteilte Wunderlisten, Zettel auf dem Küchentisch oder am PC, Wochenpläne … Das Richtige war noch nicht dabei. Wir üben noch.
Wie hat es geklappt? Was sind deine Erfahrungen?
Es kommt nach über 5 Jahren Elternschaft immer noch vor, das wir aneinander vorbei reden. Jeder glaubt, der Andere würde das bereits erledigen. Das ist ziemlich nervig – und tritt immer in den unpassendsten Momenten auf. Schwierig ist außerdem das Homeoffice bei mir: Ich bin einfach immer da. Und deshalb generell für alle (Familie, Freunde, Betreuer …) DER Ansprechpartner schlechthin. Diese Erwartungshaltung ist schon sehr hinderlich, wenn ich für das Thema überhaupt gar nicht zuständig bin – beziehungsweise sich Menschen beschweren, weil ich am Montagvormittag um 10 nicht sofort am Telefon bin, die Handwerker nicht einlassen kann und so weiter.
Manchmal läuft alles rund, dann ist die Aufteilung so, wie sie ist, ganz in Ordnung.
Oft genug kommt auch alles aufeinander. Das sind dann die Momente, da hätte ich gerne mal eine Woche Urlaub – nur für mich. Im Kloster oder so. Also jedenfalls dort, wo keiner irgendwelche Ansprüche an mich stellt, wo ich weder kochen noch putzen, noch aufräumen oder 3 verschiedene Terminkalender jonglieren muss.
Verhandlungen und deutliche Kommunikation der eigenen Bedürfnisse ist sehr wichtig. Jeder ist hier für seine Bedürfnisse zuständig – und auch dafür, sie dem Rest der Familie deutlich zu machen. Wenn ein Elternteil Entlastung braucht, muss das klar und deutlich ausgesprochen werden.
Was ich übrigens ganz deutlich sagen muss: Die Mehrheit meiner Kunden hat absolut kein Problem mit den Kindern, mit Kinderkrankheiten oder (selten. ganz selten) im Hintergrund hörbaren Kindern. In meinem Fachbereich ist es aber auch typisch, tagsüber mal nicht erreichbar zu sein, dafür aber nachts um 01:00 Uhr E-Mails zu beantworten. Was jetzt nicht unbedingt ideal ist, aber möglich und nachvollziehbar.
Was würdest du dir wünschen, was anders/besser laufen sollte? Von wem?
Ich trage mich ja schon lang mit dem Gedanken, doch jetzt endlich mal eine Putzfrau zu finden – und zu beauftragen. Da wäre dann ein potenzieller Konfliktherd im Alltag aus dem Wege.
Ein externes Büro wäre im Grundsatz auch gut. Dann könnte ich schlicht aufbrechen und wäre eben – nicht da. Die geschlossene Türe allein reicht hier trotz allem oft nicht, um die Familie aus dem Büro zu halten. Und es wird auch oft nicht wahrgenommen, dass das Buch vor meiner Nase kein privater Spaß, sondern Fachliteratur ist.
Im Gegenzug habe ich eine ganze Weile gebraucht, um SELBST und STÄNDIG etwas entspannter zu sehen. Das gab schon viele Diskussionen darüber, ob ich eben wirklich auch am Wochenende wirklich jeden Abend auf der Couch arbeiten müsste. Das habe ich mittlerweile besser im Griff beziehungsweise bin in der kinderfreien Zeit effizienter.
Mein bisheriges Fazit für die Vereinbarkeit:
Von 100 auf 0 auf 100 mit Kind ist machbar, anstrengend – aber es fordert und spornt an. Eine solide, geeignete Selbstständigkeit mit Kind hat absolut seine Vorteile. Allerdings fehlt mir hier natürlich der Vergleich zu einer klassischen Festanstellung. Die fehlt mir noch in meiner eigenen Vereinbarkeitsgeschichte.
Bislang sind wir auf nur wenige Hürden gestoßen: Der Krippenplatz war schnell gefunden und sogar bezahlbar! Großeltern springen nicht andauernd, aber in wichtigen Fällen mit ein, die Kinder sind gesund und damit nur durchschnittlich oft krank im Jahr. Meine Kunden sind entspannt und offen dafür, dass Kreative auch mal wegen kranker Kinder ausfallen. Oder nachts arbeiten. Und am Wochenende.
Hy, hier schreibt Sabrina. Freiberuflich als Copywriterin anzutreffen, mit Mann & zwei Kindern in enger Gemeinschaft. Feministisch, bindungsorientiert & zutiefst sarkastisch. Bekennende #coffeeholic
Ein Gedanke zu „#Vereinbarkeitsgeschichten: Einmal selbst und ständig, bitte!“