Ein bisschen erschöpft klingt die Sonja von Mama notes heute gestern mit ihrem “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?” Post. Solche Tage, wie die, die sie beschreibt – die gibt es. Sind auch gar nicht so arg selten. Gibt es hier auch. Ganz weit weg von strahlenden Hochglanz-Weichfilter-Fotos ist das. Manchmal. Manchmal ist es auch toll, klar. Aber ab und an – nur Kräftezehrend. Und das müssen wir auch aufschreiben – damit keiner glaubt, er/sie wäre alleine mit dem Wunsch, einfach ganz schnell ins Bett zu gehen, Bettdecke über die Ohren und ganz laut “lalalalalalala” zu summen. Und einfach nicht zuständig zu sein für die Welt da draußen.
Ich mag übrigens meinen ebenfalls eher zerrissenden Alltag sehr. Um genau zu sein, habe ich meinen Frieden damit geschlossen. Ich könnte eh keine 8-10 Stunden am Stück kreativ arbeiten, ich brauche Pausen und andere Tätigkeiten dazwischen. Erst dann macht das richtig Freude, das Ganze.
Also, wir hier heute gestern, was haben wir gemacht?
Der Morgen
Es ist kurz vor 06:00 Uhr und der Gatte weckt Kind 1 für die Schule. Sie wird sich direkt auf der Couch zusammen rollen, ein bisschen fernsehen (ja, schlagt mich doch!) und kurz mit dem Papa kuscheln. Ich schleiche mich kurz darauf aus dem Bett und bewältige das übliche Prozedere im Bad. Der Papa fährt um kurz nach 6, Kind 2 pennt noch und Kind 1 muss daran erinnert werden, sich rechtzeitig anzuziehen. Die erste Tür fliegt, da ist es gerade mal 06:45 Uhr. Die begeisterten Frühaufsteher sind wir hier alle nicht.
Kurz vor 07:00 Uhr stiefelt sie mit wippendem Schulranzen in den strahlenden Morgen. Für kurzes wehmütig werden ist keine Zeit, jetzt muss ich dringend Kind 2 wecken. Der ist sonst schon lange mit aufgestanden und entsprechend knatschig – morgendliche Kreischanfälle sind schlicht der Uhrzeit geschuldet. Morgenmuffel und so. Während er langsam wach wird, räume ich zwei Wäscheständer ab und verräume die Wäsche. Eine neue Waschmaschine stelle ich aber nicht an – das ist erst morgen wieder dran.
Heuteist es echt ruhig hier. Das anziehen dauert trotzdem ewig. An der Türe will Kind 2 plötzlich lieber mit dem Rad statt mit dem Auto zur KiTa. Beides ist zeitlich drin – also los. Der Hund jammert an der Türe. Sein Futter scheint ihm nicht zu schmecken, er rührt die leckere Hühnersuppe von gestern mit extra Fleisch und Knochen (nur für ihn!) gar nicht an. Eigentlich will er gerne mit – er darf aber nicht mit rein in die KiTa und davor anbinden will ich nicht – zu viele Menschen, die da morgens dran vorbei laufen. Also bleibt er daheim – und jammert rum.
Wir kommen 10m weit. Dann wird Kind 2 langsamer und laaaaaaaaaangsamer und in meinem Kopf tickt die Uhr. Ich biete relativ gefrustet an, lieber umzudrehen und mit dem Auto zu fahren – und siehe da, er fährt beschwingt zurück. Also doch das Auto für 2km. Genauso zieht sich das abgeben im Kindergarten … und dann bin ich um ganz kurz vor 08:00 Uhr raus und kinderfrei. Schnell nach Hause.
#metime
Bevor ich in die Arbeit starte, ist Bewegung dran. Der Hund und ich, wir drehen unsere morgendliche Runde. Kopfhörer auf und Musik auf die Ohren. Parallel schiebe ich im Kopf die Aufgaben für den Tag hin und her. Manchmal muss das ausfallen, wenn gleich morgens ein Telefontermin auf mich wartet. Oder ein wichtiges Kundenprojekt sofort bearbeitet werden will. Aber heute nicht, heute ist der Spaziergang drin.
Job
Noch eben ein Frühstück als übrig gebliebenen Pfannkuchen und Birnenjoghurt zusammenstückeln und ab ins Büro. Bei mir bedeutet das ja schlicht: Treppe runter, scharf links und fertig.
Die so sorgfältig im Kopf verschobenen Tagesaufgaben lösen sich beim Blick ins Postfach in Luft auf. Da steht was eiliges im Verein an, also wird das zuerst gemacht. Erst danach kann ich meine Arbeit anfangen – und das geht so bis kurz vor 15:00 Uhr. Nur abgewechselt mit Pausen, um den Hund in den Garten zu lassen und neues Wasser zum trinken zu holen. Außerdem noch den Steuerberater anrufen und einen Termin ausmachen.
Aber dann ist die Konzentration hinüber – weg vom Schreibtisch, zurück in die Küche.
Wenn ich eins gelernt habe in den letzten Jahren, dann das: Bin ich selber hungrig, wenn ich die Kinder hole, wirds alles nur stressiger. Also mache ich mir noch ein Sandwich und setze mich etwas Zeugs zum nachlesen in die Sonne auf der Terrasse. Das ist so gut, ich hole die letzten 2 Löffel Eis aus dem Gefrierfrach und bleibe noch 10 Minuten im Oktobersonnenschein sitzen. Manchmal frage ich mich, was die Nachbarn da wohl denken – Kinder betreut und das den ganzen Tag und die Mutter hockt auf der Terrasse. Dabei habe ich Unterlagen für einen Kunden gelesen und Material für verschiedene Angebote gesammelt. Der Schein trügt, oder wie war das?
Kinder
Um 16:00 Uhr hole ich Kind 2 aus der KiTa. Er will eigentlich mit seiner Freundin mit, die hat aber nachmittags ein Fest mit ihrer Gruppe. Also kommt er mit mir mit – nach einer Runde Geknatsche und Gemaule. Kind 1 können wir erst um 16:15 Uhr von der Nachmittagsbetreuung der Schule holen – etwas Luft haben wir also.Ich warte also schlicht, bis er soweit ist.
Kind 1 ist bereits startklar, schmeißt Ranzen und sich selbst ins Auto. Sie geht ein Dorf weiter in die Schule und nachmittags fährt kein Schulbus zu uns raus. Ich komme 1 Kilometer weit, bis sich an der so unscheinbaren Frage “Was gibt es heut abend zu essen, Mama?” der erste Heulkrampf entzündet. Ja gut, an meiner Antwort. Ich meine, was erdreiste ich mich auch, Gemüse ins Essen packen zu wollen! Dieses Giftzeugs! Das “hochgehen wie eine Bombe” kommt seit Schulbeginn häufiger vor. Und es zieht sich den Weg nach Hause, vom aussteigen bis zum in die Küche kommen. Ist ja auch unverschämt, wenn ich Kind 1 zum Kartoffelholen ins Untergeschoss schicken will?!
Letztlich landen wir alle für 10 Minuten auf der Couch. Beide Kinder bekuscheln mich und ich soll aus einem “Mammut-Technik Buch” Sachen erklären. Da sind übrigens wirklich Mammuts drin! Dann gehts und Kind 1 ist wieder ansprechbar. Und plötzlich springt sie auf und geht draußen auf der Straße Rad fahren, Kind 2 hinterher. Während beide kreischen und den an seinem Auto schraubenden Nachbarn bequatschen, koche ich. Erst das Essen für morgen (Hühnerfleisch und Suppe zu Hühnerfrikassee) und dann das für heute (Spinat, Kartoffeln, Rühreier). Mittendrin sind die Kinder wieder drinnen. Einer weint (natürlich) und will dann auch noch beim Kochen helfen. Tischdecken will (wie immer) keiner, das ist ja auch doof. Also essen, Tisch abdecken, Küche aufräumen und Brotzeiten für morgen vorbereiten. Geschrei und Geschimpfe, weil das eine Müsli aus ist. Und der Joghurtbecher von Kind 1 auch Kind 2 gefallen täte. Btw., hat irgendwer ein Plastik-Erdnussbutterglas mit blauem Deckel? Gläser sind in der Schule verboten.
Blöderweise müssen wir um 19:00 Uhr nochmal an die Hausaufgaben. Kind 1 macht die Aufgaben meistens gerne, aber bei denen hatte sie offensichtlich keine Lust in der Nachmittagsbetreuung. Und weil ich keine Lösungen vorsage, sondern sie nach ihrer Meinung frage, bin ich irgendwann “die blöde Mama”. In der Zeit springt mir übrigens Kind 2 von den Couchkissen aus auf den Rücken.
So gegen 20:00: Endlich fertig – und die Kinder dürfen noch ne Runde fernsehen.
#metime
Genau jetzt, hier. Die Kinder hüpfen auf der Couch rum (oder auf mir) und ich schreibe das hier auf. Außerdem jammert der Hund herum, die Leckereien zwischendurch waren anscheinend nicht genug – und auf sein Futter hat er immer noch keine Lust. Zusätzlich erledige ich noch eine Kleinigkeit für den Verein. Und sortiere Blogideen für zwei Kunden, die eigentlich heute auf meiner Liste standen.
Kinder
So gegen 21:00 Uhr spätestens sollten die Kinder ins Bett. Wir sind da flexibel und manchmal ist es früher, manchmal später. Heute sieht es nach eher “später” aus.
Job
Sobald sie im Bett sind UND schlafen, schleiche ich mich wieder aus dem Bett. D. h., wenn ich nicht direkt mit einschlafe.
Nachtrag vom Tag drauf: Ich bin wirklich mit eingeschlafen.Nachdem ich noch die eine oder andere Mail vorbereitet hatte.
Aber dafür bin ich am nächsten Morgen früher aufgestanden. Wie so ein Topmanager. Da ließ sich noch einiges erledigen, bevor der morgendliche Zirkus von vorne los ging.
Hy, hier schreibt Sabrina. Freiberuflich als Copywriterin anzutreffen, mit Mann & zwei Kindern in enger Gemeinschaft. Feministisch, bindungsorientiert & zutiefst sarkastisch. Bekennende #coffeeholic