Qualitätszeit ist ein Stichwort, was beim Thema Vereinbarkeit mit schöner Regelmäßigkeit fällt. Gemeint ist, dass man die Zeit, die man mit seinen Kindern verbringt, optimal nutzt. Dies stelle sicher, dass die Beziehung zu den Kindern unter der Berufstätigkeit nicht leide.
Interessanterweise gibt es diesen Begriff erst, seit mehr Frauen früher wieder in ihren Beruf einsteigen. Ich kann mich zumindest nicht daran erinnern, dass früher davon die Rede war, dass Väter Qualitätszeit mit ihren Kindern verbringen.
Was ist dran an der Qualitätszeit?
Es ist sicher oft so, dass man als außerhäusig berufstätiger Elternteil die Zeit, die man mit seinen Kindern hat, besonders zu nutzen versucht. Mir geht es zumindest so. Ich nehme mir bewusst Zeit für die Anliegen der Kinder, gerade weil wir lange Zeit des Tages an unterschiedlichen Orten verbringen. Und ich glaube auch, dass diese Zeit eine besondere Qualität hat, weil sie eben bewusst genossen wird.
Andererseits gibt es durchaus Dinge, die Quantitätszeit erfordern, nämlich einfach Ruhe und Zeit. Kinder erzählen zum Beispiel selten auf Kommando von der Schule oder dem Kindergarten, nur weil Mama oder Papa gerade jetzt ein Qualitätszeitfenster haben. Hier ist eine Grenze von Qualitätszeit erreicht. Auch halten sich Kinder mit ihrem Lernen natürlich nicht an die Qualitätszeit der Eltern. Sie lernen viele Dinge eben einfach und wenn die Eltern dann nicht dabei sind, verpassen sie diese Momente eben.
Ist das ein Problem?
Für mich nicht. Sicher, ich wäre gerne bei möglichst vielen Entwicklungssprüngen meiner Kinder dabei. Aber deswegen gräme ich mich nicht darüber, wenn ich einen verpasse. Mit Sicherheit würden mir auch manche neuen Fähigkeiten meines Kindes entgehen, wenn ich den ganzen Tag über mit Kind zu Hause bin, weil ich auch dann nicht in jedem Augenblick mit meinem Kind beschäftigt bin.
Dies ist meiner Meinung ein wichtiger Punkt, der von den Gegnern des Konzepts der Qualitätszeit gerne übersehen wird. Die Tatsache, dass ich mich die meiste Zeit mit meinem Kind im gleichen Haus aufhalte und es nicht von anderen Menschen betreut wird, sorgt nicht automatisch für eine bessere Beziehung zu meinem Kind. Ich kann auch den ganzen Tag putzen, aufräumen, Wäsche waschen und das Kind beschäftigt sich weitgehend selbst. Dann bin ich zwar da, aber macht das für das Kind wirklich einen entscheidenden Unterschied?
Ich glaube, dass muss nicht unbedingt so sein. Allein die Tatsache, ob ich außerhäusig arbeite oder zu Hause, sagt nichts über die Qualität meiner Beziehung aus und auch nichts über die Qualität der Zeit, die dich mit meinem Kind verbringe. Qualitätszeit ist wichtig, egal ob die Eltern viel oder wenig mit ihrem Kind zusammen sind. Denn Qualitätszeit ist eine Investition in eine gute Beziehung zum Kind. Und die wünschen sich wahrscheinlich alle Eltern.
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch