Es gibt ja so Menschen, die gehen in der morgendlichen Routine voll auf. Voller Vorfreude auf den Tag richten sie Frühstückstische und Brotzeitdosen. Und dann gibt es da noch mich. Ich mag das nicht.
Hauptsächlich deshalb, weil’s Routine ist – und Routine ist mir ein Graus.
Kennst du diesen hübschen Spruch:
Dein Alltag ist ihre Kindheit!
Quelle: Internetmeme, wer die Verfasser:in kennt bitte melden!
Da haben schon einige Blogger:innen drüber geschrieben, aber mir geistert dieser gut gemeinte Spruch immer beim morgendlichen Ablauf durch den Kopf.
Meine Routine
Und der geht so:
06:00 Uhr trillern die Vögel aus meinem Lichtwecker los, dann verschwinde ich im Bad, starre minutenlang an die geflieste Wand und verfluche wahlweise diese Frühaufsteher-Gesellschaft, die Schulpflicht oder alles zusammen. Anziehen, Hund rauslassen, kurz durchlüften, im Winter noch einheizen.
Den Großteil meiner Vormittags-Schritte absolviere ich zwischen 06:30 Uhr und 07:00 Uhr. Danach kommt nicht mehr viel..
Unsere Routine
Dann ist es 07:00 Uhr: “Ihr müsst euch jetzt anziehen, wir fahren in 15min los! Was wollt ihr zum Frühstück mitnehmen?”
…. und dann schallt es immer gleich aus zwei Ecken: “Salamibrot” und “Obst!” ….
* Sandwichtoaster anwerfen, Toastbrot (jaha, igitt!), Butter, Salami, Obst hinstellen.
* Sandwich schmieren, in den Sandwich-Toaster werfen.
* Kaffeemaschine anwerfen.
* Geschirrspüler ausräumen, nebenher den Kaffee machen.
* Obst und Sandwich schneiden.
* In die Brotdosen räumen, die gerade erst aus dem Geschirrspüler gekommen sind.
“Wir müssen los, seid ihr fertig?” rufen und dabei schon wissen, dass das alles noch 10 Minuten dauert, bis wir loskommen.
* Kaffee in den To-Go-Becher umfüllen, Musik-App starten.
Und dann warte ich, während das eine Kind noch gesammelte Brotdosenreste auf der Spüle aufstapelt. Jeden Tag wiederhole ich: “IN den Geschirrspüler!”. Das andere Kind findet wahlweise sein Handy oder die Schlüssel für den Schulspind nicht. Der Hund jammert. Es ist 07:15 Uhr und im Grunde hätte ich echt gerne den ersten Schnaps. Geht aber nicht, ich muss ja fahren!
Jeden. verdammten. Tag. Gute 140 Tage im Jahr. Nur noch 4 und 6 Schuljahre to go. Yeah! Nicht.
Das ist Alltag. Normalität. Und manchmal bin ich sehr dankbar dafür, dass es uns gut geht, das wir uns frisches Obst und sowas fragwürdiges wie Salamisandwiches leisten können.
Manchmal kann ich das gut reflektieren. Und dann frage ich mich schon:
- Müsste das liebevoller ablaufen?
- Sollte ich die gewünschten, bevorzugten und hart verhandelten Sandwich-Ecken vielleicht netter in die Brotdose legen, statt sie jeden Morgen binnen Sekunden reinzupfeffern?
- Sollte ich den Toaster morgens liebevoller abwischen und wegstellen? Weil er doch ritualmäßig wichtiger Bestandteil unserer Morgenroutine ist…
Würde das – auf die Kindheit und den Alltag betrachtet – irgendwas ausmachen?
Keine Ahnung.
Alltag ist Alltag ist Alltag.
Ich erinnere mich an zig Gelegenheiten aus meiner Kindheit, die ganz normale, typische Tätigkeiten betraf. Hühner füttern mit Papa. Kartoffel schälen mit Mama. Oma, die Rosenblüten aufsammelt, weil die verwelkten Blätter auf dem Gehweg ihr ästhetisches Empfinden störten. Alles Alltag. Alles Routine. Völlig normal. Kein Zauber, kein Blingbling, keine Herzchen- und Schmetterlingskarottenformen in der Brotdose.
Völlig schnörkellose Alltagsdinge.
Vielleicht ist das “mein” Ritual: die morgendliche Tasse Kaffee. Vielleicht ist das meditative morgendliche Abfahren der 25km bis zur Schule ebenso Teil meines “Morgenrituals” wie das profane Ausräumen des Geschirrspülers.
PS: Kurz nachdem ich diesen Beitrag angefangen hatte, änderte sich “Salamibrot” spontan in “Karottenscheiben”. Auch schön. Aber immer noch keine Mindset-Yoga-irgendwas-Routine, ne….
Hy, hier schreibt Sabrina. Freiberuflich als Copywriterin anzutreffen, mit Mann & zwei Kindern in enger Gemeinschaft. Feministisch, bindungsorientiert & zutiefst sarkastisch. Bekennende #coffeeholic
Ein Gedanke zu „Morning routine sucks!“