Im Zusammenhang mit #CoronaelternRechnenAb tauchte immer wieder der Vorwurf auf, dass Mütter sich nicht beschweren dürften. Früher hätten Mütter das auch nicht gemacht.
Patricia Cammarata von dasnuf hat darauf schon eine sehr gute Antwort verfasst
Aber mir ist noch ein Aspekt eingefallen, der meiner Meinung nach ebenfalls eine Rolle spielt.
Glaubenssätze
Meine Eltern sind mit dem Grundsatz erzogen worden: Lerne Leiden ohne zu Klagen. Sie haben das oftmals ironisch verkehrt in : Lerne Klagen ohne zu Leiden, aber dieser Spruch hat sich tief eingegraben.
Bis heute beschweren sie sich nicht, wenn sie schlecht behandelt werden und nehmen viele Dinge einfach klaglos hin, über die ich mich aufrege. Wenn ich ihnen dann erkläre, was ich daran ungerecht oder respektlos finde, dann geben sie mir in der Regel recht. Aber sie ziehen keine Konsequenz daraus. So tief sitzt der Glaubenssatz: Lerne Leiden ohne zu Klagen.
Auch ich habe diesen Glaubenssatz in mir drin. Ich beschwere mich nicht gerne. Ich lasse auch viel mit mir machen. Bis zum Burnout.
Seitdem lerne ich, nicht mehr stumm zu akzeptieren, wenn etwas meine Grenzen überschreitet. Aber der Satz sitzt tief. Und er wirkt stark.
Was, wenn die vielen Mütter, die gegen #CoronaelternRechnenAb anschreiben eben auch von diesem Glaubenssatz geprägt sind? Und das sind sie. Das sind wir.
Dieser Glaubenssatz trägt dazu bei, dass viele Frauen hinnehmen, nicht gesehen und repräsentiert zu werden.
Er führt dazu, dass wir uns nicht beschweren.
Und er führt dazu, dass es uns stört, wenn andere Frauen sich beschweren. Weil uns das triggert. Die nehmen sich etwas heraus, was wir uns nicht trauen würden. Wir, die wir Leiden ohne zu Klagen.
Ich wünsche mir, dass wir es schaffen, diesen Glaubenssatz zu überschreiben.
Zum Beispiel damit:
Du bist wertvoll und hast es verdient, dass deine Grenzen respektiert werden.
Oder damit:
Du darfst sagen, wenn du nicht mehr kannst. Hilfe einfordern ist gut und ein Zeichen von Stärke.
Oder:
Du liebst deine Kinder auch dann, wenn du deine Grenzen achtest.
Hat dich der Gedanke, andere Mütter beschweren sich über aktuelle Belastungen, auch getriggert? Oder konntest du das sofort nachfühlen?
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch