Wir sind mittendrin.
Nein, nicht nur mein 14-jähriger Sohn, auch wir Eltern stecken in der Pubertät. Gefühlsschwankungen inbegriffen. So schwanke ich innerhalb von kürzester Zeit zwischen “Was habe ich für einen tollen Sohn!” (wenn er zum Beispiel eine witzige Bemerkung macht oder sich liebevoll um den kleinen Bruder kümmert) und “Wenn er 18 ist, fliegt er sofort raus!” (zum Beispiel wenn ich ihn zum zwanzigsten Mal um etwas bitte oder gerade einen Blick in sein Zimmer geworfen habe).
Und bei Auseinandersetzungen zwischen Vater und Sohn – die hier mittlerweile an der Tagesordnung sind – frage ich mich regelmäßig, wer von den beiden eigentlich 14 ist.
Kurz gesagt: Es ist anstrengend, denn ich weiß nie, ob ich gerade mit dem Kind oder dem Erwachsenen spreche, die sich beide in meinem Sohn aufhalten. In dieser Situation ist mir mein Kind oft fremd. Ich weiß nicht immer, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll.
Da ist mir kürzlich ein Text wieder in den Sinn gekommen, den wir zu seiner Taufe ausgesucht hatten. Er stammt von einer 16jährigen und gibt ganz gut wieder, was ich mich nun wieder für den Umgang mit meinem Sohn vorgenommen habe:
“Manchmal denke ich nach und sinne und frage, warum ich da bin. Ob ihr wohl wisst, dass ich euch anvertraut bin, für einige Jahre, aber nicht euer Besitz? Ihr habt mich nicht so wie man sich Dinge anschafft und dann mit ihnen umgeht, solange sie einem gefallen. Euch gehöre ich nur, soweit ihr mich euch vertraut macht, und Verantwortung übernehmt für mein Leben.
Meine Eltern, wenn ich älter werde und anders als ihr es euch gewünscht habt, wenn ihr bemerkt, dass mit mir ein anderes Ledben begann, auch ein fremdes, das eurem Leben nicht gleicht, werdet mir Freunde, die mich bejahren, so wie ich bin. Schenkt mir die Leibe, die annimmt, vertraut und begleitet, damit ich sie lerne, und mutig werde zu schenken.
Mein Vater und meine Mutter, wenn ihr mich freigebt aus Liebe, kann ich mich finden, euch, und das Leben.
Sonst nicht.”
aus: KJG-Bundesleitung (Hrsg.): Beten durch die Schallmauer, Neuss 1997
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch
Autor: Gerhard Kiefel |
“Manchmal denke ich nach und sinne und frage,
warum ich da bin.”
Liebe Grüße!