Der Kontakt kam ganz spontan zustande. Da sehe ich, dass in München ein neuer Rockzipfel aufgemacht hat. Und frage nach, wie es so läuft – und bedauere, dass es für mich mit gut 100km Anfahrt (einfach!) dann eben doch nicht in Reichweite liegt.
Voilà, es ist ein Interview für euch dabei heraus gesprungen. Initatorin Regina Kapsner war so freundlich, uns zu antworten und ein paar Bilder beizusteuern. Die stammen übrigens direkt aus den aktuellen Räumlichkeiten und zeigen, wie das Rockzipfel-Prinzip sich so im Arbeitsalltag macht.
Disclaimer: Das Interview enthält die Gedanken und Ideen von Regina Kapsner und stellt nicht unbedingt unsere Meinung/unsere Einschätzung zu verschiedenen Sachverhalten dar.
Wie ist es zum Rockzipfel in München gekommen? Wer hat es umgesetzt und aus welchem Anlass?
Mein Sohn wurde Juli 2012 geboren; ich hatte „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück“ (Jean Liedloff, original „The Continuum Concept“) gelesen, danach „Auf den Spuren des Glücks“ von Carola Eder, die die Erkenntnisse von Jean Liedloff auf die westliche Welt überträgt.
Betont wird die Bedeutung von sicherer Bindung der Kinder an die Eltern, Kinder nicht allein lassen, viel tragen, lang stillen, vertrauen, zutrauen, ausprobieren lassen, …. Kinder sind immer im Familien-Verbund, Kinder aller Altersstufen spielen miteinander, lernen voneinander. Darin wurde „Rockzipfel Leipzig“ vorgestellt, und ich sagte spontan: „Sowas brauchen wir auch. Im Zweifel organisieren wir selber sowas.“ Mein Partner und ich sind selbständig, arbeiten von zuhause aus.
Ich bin selber nur 1 Jahr in den Kindergarten gegangen und konnte mir nicht vorstellen, mein Baby schon viel früher in eine Krippe oder Kindergarten zu geben. Ich finde, er soll „meine Welt“ kennenlernen, miterleben, sehen, was „arbeiten“ bedeutet – so wie ich früher auf dem Bauernhof meiner Eltern einfach mit dabei war (oder Kinder von Handwerkern bei den Eltern sein können).
Später habe ich dann noch mehr gelesen und immer wieder bestätigt gefunden, dass die frühe Fremdbetreuung nicht optimal für die Entwicklung der Kinder ist, für die spätere Bindungsfähigkeit, für späteres Sozialverhalten usw.
Wie wird das Angebot derzeit angenommen?
Mittlerweile sind wir insgesamt 7 Kinder und 8 Eltern – weil bei mir mein Partner mit dabei ist, also ein Papa, 7 Mamas. Die Kinder: 3 so um die 2 Jahre, 2 unter 1 Jahr (8-9-10 Monate).
Es sind nicht immer alle da, bedingt durch Krankheit, Urlaub, andere Termine, aber immer genug, dass sich was rührt.
Und es kommen auch immer wieder Interessenten, die sagen, dass das später für sie interessant werden könnte. Besonders beeindruckt hat mich eine ganz junge Familie, Baby grad erst 4 Wochen alt, die sich schon informieren, und wo nach Ende der Elternzeit in 1 Jahr der Papa mit der Tochter ins Eltern-Kind-Büro kommen würde, weil er im home office arbeiten kann, die Mama leider nicht.
Wie klappt die Aufgabenverteilung (Betreuung/Arbeiten) für die Eltern?
Bisher war das eher spontan, aber jetzt mit mehr Leuten machen wir einen Plan, wer wann auf die Kinder aufpasst. Außerdem suchen wir Teilzeit-Omas und Teilzeit-Tanten, die uns ehrenamtlich helfen und ein bisschen Zeit mit den Kindern verbringen.
Jetzt mal ehrlich: Ist es so, wie ihr euch das vorgestellt habt? Arbeiten, Kinder betreuen und alles unter einem Dach?
Noch nicht ganz 😉 wir suchen größere Räume, damit wir uns besser verteilen können, damit wir einen Raum für die Kinder zum Schlafen einrichten können, weil die, die nicht mehr in der Trage bei der Mama einschlafen, finden in der aktuellen Umgebung keine Ruhe zum Schlafen und werden dann knatschig.
Aber wir sind auf dem richtigen Weg, von vielen Eltern kommt positives Feedback, das Interesse nimmt zu. Wir treffen gleichgesinnte Eltern, denen die Bindung zum Kind auch sehr wichtig ist. Das tut einfach gut.
Wie genau ist es organisiert? Habt ihr Angestellte für die Kinderbetreuung oder wechselt ihr euch ab?
Wir wechseln uns mit der Kinderbetreuung ab; es gibt keine Angestellten, wir bieten keine gewerbliche Kinderbetreuung an. Lediglich ehrenamtliche Helfer werden gesucht, die regelmäßig ein paar Stunden Zeit spenden wollen.
Welche Aufgaben und Kosten kommen auf Eltern zu, die bei euch mitmachen wollen?
Momentan liegt die monatliche Nutzungsgebühr bei 50,- EUR für einen ganzen Tag pro Woche. Bei 2 Tagen kostet es 100 EUR im Monat. Dazu kommt die Aufgabe, anteilig die Kinderbetreuung zu übernehmen.
Was passiert, wenn mal jemand ausfällt? Wie flexibel seid ihr da?
Da sind wir flexibel, geht gar nicht anders, passiert immer wieder. Wir kommunizieren vorher schon per sms oder whatsapp und klären das.
Wer nimmt das Angebot an? Überwiegend Mütter oder habt ihr auch Väter dabei? Welche Berufsgruppen sind vertreten?
7 Mütter, ein Vater bisher, wie oben schon angeführt. Unsere Eltern kommen aus unterschiedlichen Branchen:
- 1 Mode-Designerin
- 1 Angestellte von BMW
- 1 Webdesignerin
- 1 Studentin (Umwelttechnik, muss als nächstes ne Arbeit schreiben, danach zu ende studieren)
- 2 Projektleiterinnen, die aber noch in Elternzeit sind
- 1 Anwalt / Projektleiter
- 1 Projekt-Assistentin
Danke Dir Regina für das Interview und den Einblick in den Rockzipfel München!
Was sagt ihr: Ist das eine Betreuungsalternative, die für einen von euch in Frage kommt?
Hy, hier schreibt Sabrina. Freiberuflich als Copywriterin anzutreffen, mit Mann & zwei Kindern in enger Gemeinschaft. Feministisch, bindungsorientiert & zutiefst sarkastisch. Bekennende #coffeeholic