5.30 Uhr – mein Wecker klingelt und ich quäle mich aus dem Bett. Ich muss zur ersten Stunde unterrichten, da brauche ich Vorlauf, damit ich wenigstens meine Augen offen halten kann. Auch Kaffee hilft da nur bedingt.
6.00 Uhr – der Wecker des Großen schellt und er dreht sich nochmal um. Auch ihm fällt das morgendliche Aufstehen unglaublich schwer. Meist schleicht er erst gegen 6.50 Uhr die Treppe runter, obwohl er schon um 7.10 Uhr los muss, damit er pünktlich kommt.
6.30 Uhr – der Kleine muss jetzt auch endlich aus dem Bett. Auch er ist müde und schlecht gelaunt, was jeden Morgen wieder zu Unzufriedenheit und Gemecker führt. Nichts kann man ihm jetzt recht machen. Er weiß nicht, was er frühstücken will, Anziehen ist auch blöd. Er ist eben auch einfach müde.
8.00 Uhr – der Unterricht beginnt. Meine SchülerInnen gucken mich genauso müde an, wie ich mich fühle. Und dann steht auch noch in diesem blöden Lektionstext:
Laura se levanta muy temprano. A las siete y media. – Laura steht sehr früh auf. Um 7.30 Uhr
Da kommen wir uns alle auf den Arm genommen. Denn 7.30 Uhr klingt für uns schon fast nach Ausschlafen.
Da gewöhnt ihr euch doch dran.
Dieses Statement höre ich schon seit Jahren. Und ich kann nur sagen, dass es nicht stimmt. Bei mir nicht, bei den Kindern nicht, eigentlich bei niemandem, den ich kenne. Das frühe Aufstehen macht uns nur noch müder.
Dann müsst ihr eben früher schlafen gehen.
Auch das stimmt so einfach nicht. Denn wir bekommen genug Schlaf – na ja, zumindest der Kleine und ich. Der Große ist halt ein Teenager, da ist der Schlafrhythmus noch mal ganz anders.
Und genau hier liegt das Problem. Denn nur ein Sechstel aller Menschen sind Frühaufsteher, sogenannte “Lerchen”. Denen macht es nichts aus, früh in der Schule oder bei der Arbeit sein zu müssen. Aber dem Rest schon.
Daher plädieren Schlafmediziner schon seit längerem dafür, dass die Schule später beginnen sollte. In vielen anderen Ländern ist das auch schon so. Dort fängt die Schule erst um 9.00 Uhr an. Das bedeutet natürlich, dass sie auch länger dauert. In meinem Fall würde sich alles um eine Stunde nach hinten verschieben und ich würde teilweise bis um 17.15 Uhr unterrichten.
Aber dafür wäre ich morgens nicht so unglaublich müde. Und meine Kinder auch nicht. Wir könnten alle friedlicher in den Tag starten, auch als Familie und nicht als Zombies. Das wäre mehr Lebensqualität und würde die Verschiebung nach hinten mehr als ausgleichen. Denn uns allen steckt das frühe Aufstehen auch am Nachmittag noch in den Knochen. Ausgeschlafener in den Tag zu starten beeinflusst also den gesamten Tagesablauf. Daher wünschen wir uns einen späteren Schul- und Arbeitsbeginn, damit wir alle mehr vom Tag haben.
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch