Alltag

6.00 Uhr Aufstehen

Mein Wecker klingelt. Ich stehe leise auf, damit Mann und kleiner Sohn noch schlafen können, wecke den Großen und gehe in die Küche.
Kaffee aufsetzen, Tisch decken, etwas aufräumen, frühstücken, Sachen für den Tag vorbereiten.

6.30 Uhr
Der Große kommt in die Küche und sucht seine Sachen zusammen.

6.40 Uhr
Der Kleine steht auf, Papa im Schlepptau: “Mama, warum schon wieder so früh?”
Ich lege mich mit dem Kleinen nochmal kurz zum Kuscheln hin, ziehe mich dann an und bespreche kurz mit Mr. T, was heute ansteht. Mr. T ist erkältet (hoffentlich wird er nicht ernsthaft krank).

7.04 Uhr
Ich verlasse das Haus und fahre zur Schule. Unterwegs stelle ich fest, dass ich meine Uhr zu Hause vergessen habe.

7.28 Uhr Ankunft in der Schule

Im Eingangsbereich spricht mich gleich eine Schülerin an, dass sie heute wegen eines Arzttermins nicht zu meinem Kurs kommt. Ich versuche mir das zu merken.
Was muss ich noch Bedenken, bevor der Unterricht losgeht? Heute habe ich Frühaufsicht, die darf ich nicht vergessen. Genauso wenig wie die Vertretungsstunde.

7.35 Uhr
vor der Aufsicht mache ich mir noch einen Tee und lese alle neuen Aushänge. Vertretungsplan (außer Klasse 5 nichts hinzugekommen), Mittagessen (Gemüsesuppe) und die Frage, ob ich mich für den neuen Ausschuss eintragen soll (Das Thema ist interessant, aber wann soll ich das noch machen?)

7.45 Uhr
Mit Tee und Büchern zur Frühaufsicht. Schüler_innen und Kolleg_innen ziehen an mir vorbei. Ich schaue noch kurz in die Bücher und noch einmal zu rekapitulieren, was ich für die erste Stunde geplant habe.

Schulschlüssel
Schulschlüssel

8.00 Uhr Unterrrichtsbeginn

“Bonjour les élèves” – “Bonjour madame”. Die Schüler_innen blicken mich aus müden Augen an. Ich bin auch nicht viel wacher.
Die Klasse schreibt einen Vokabeltest. M. kommt 15 Minuten zu spät und schreibt gleich nach, während die Anderen die Verbformen des subjonctif présent üben.

9.05 Uhr Fünfminutenpause

Ich muss von der einen Ecke des Gebäudes in die entgegengesetzte Ecke, zwischendurch noch Zwischenstopp im Lehrerzimmer, eben auf die Toilette, einen Schluck trinken und die Wörterbücher mitnehmen. Außerdem daran denken, dass jetzt Spanischunterricht ansteht und ich die Sprache wechseln muss.

9.11 Uhr 2. Stunde

Ich erreiche den Klassenraum. Hola! Buenos días! Die beiden Schüler in der ersten Reihe sind enttäuscht, dass ich heute nicht wieder ein rotes Oberteil trage. Wir sprechen über Immigration nach Spanien.

10.15 Uhr Pause

Für mich auch der Beginn einer Springstunde. Ich richte mich am Computer ein, damit ich schon einmal meinen Unterricht weiter vorbereiten kann. Die Kollegin, die ich in der 4. Stunde vertrete, bespricht noch kurz die Aufgaben mit mir und dann beginne ich mit der Arbeit. Gute Materialien suchen oder selber machen, den Vokabeltest korrigieren, usw.

Am Ende der Springstunde habe ich ganz viel Recherchematerial, aber leider den Vokabeltest noch nicht korrigiert. Dafür habe ich aber noch diesen neuen Blogartikel begonnen. Ich kopiere noch schnell die Arbeitsblätter für die 5. Stunde.

11.45 Uhr Vertretungsstunde in Klasse 5

“Good morning boys and girls.”

Die Klasse ist wuselig, diese Woche hatten sie schon viel Vertretung, weil einige Kollegen mit einem Projekt der 7. Klassen beschäftigt sind. Die Aufgaben werden geklärt, fünf Schüler_innen müssen noch etwas holen. Da viele Schüler_innen bald alle Aufgaben fertig haben, wird es ein wenig unruhig, d. h. ich kann nicht arbeiten. Daher hole ich mein Strickzeug raus und arbeite weiter an der Yoda-Mütze für das Baby einer Freundin.

Ein Schüler hat sich einen Wackelzahn gezogen und zeigt ihn stolz herum. Zwei Mädchen fragen mich, ob sie mich für den Deutschunterricht interviewen können. Insgesamt eine eher angenehme Vertretungsstunde.

12.50 Uhr  Mittagspause

Da ich erst um 13.30 Uhr mit der Oberstufe esse, bleibt mir noch Zeit, den Vokabeltest zu korrigieren und an diesem Artikel weiter zu schreiben. Die letzten zehn Minuten vor der Aufsicht gönne ich mir einen kurzen Blick aufs soziale Netzwerk.

13.30 Uhr Mittagessen und Essensaufsicht

Neben dem Mittagessen, behalte ich möglichst den halben Speisesaal mit im Auge, ob denn die Schüler_innen ihre Tische ordentlich abräumen. Leider gelingt es nicht vollständig. Zudem ist auch noch der Geschirrwagendienst heute unterbesetzt. Also helfe ich beim Abräumen. Um 13.55 Uhr schellt es zum ersten Mal und ich bin immer noch im Speisesaal. Gut, dass ich für die 5. Stunde schon alles bereit liegen habe.

14.00 Uhr 5. Stunde

Mein Grundkurs reagiert auf mein aufmunterndes “Bonjour tout le monde” mit vereinzelten müden Begrüßungen und der Frage: “Es ist so schönes Wetter, können wir nicht draußen arbeiten?” Nein, leider nicht, ich möchte nicht draußen zwischen 23 Schüler_innen hin- und herlaufen und alles 20mal erkären, was ich im Klassenraum einmal an die Tafel schreiben kann. Also Unterricht. Weil sie doch anständig mitarbeiten, dürfen sie heute schon acht Minuten früher gehen.

Hausaufgaben
Hausaufgaben

15.00 Uhr Lehrerzimmer

Als ich im Lehrerzimmer ankomme, setze ich mich noch kurz zu zwei Kollegen. Wir wechseln ein paar Worte und dann packe ich meine Sachen. Wunderbarerweise hält mich niemand auf und so schaffe ich es tatsächlich schon um 15.18 im Auto zu sitzen.

15.40 Zu Hause

Ruhe empfängt mich, denn Mr. T ist mit beiden Kindern zum Fußballtraining.Ich setze Kaffee auf, werfe den Laptop an und tippe hier weiter. Jetzt habe ich endlich etwas Zeit für mich. Da klingelt es schon an der Tür und das Nachbarskind fragt nach meinen Söhnen. Wenn sie wieder da sind, können sie ja noch zusammen in den Garten gehen.

16.08 Die Familie kommt.

Eine knappe halbe Stunde für mich allein ist zwar nicht viel, aber immerhin muss ich jetzt nicht alleine Kaffee trinken. Die Familie kommt rein und der Kleine erzählt begeistert vom Fußballtraining. Wir sitzen kurz gemütlich am Tisch, dann fangen die Kinder an, mit den Laserschwertern zu kämpfen. Mr. T erzählt von seinem Tag und ich bin froh, gerade mal nichts sagen zu müssen.

16.20 Familienzeit

Nachdem ich den Sauerteig für das wöchentliche Brotbacken am Freitag angesetzt habe, gehen wir alle in den Garten. Endlich kann ich mir das Beet anschauen, das Mr. T am Vortag angelegt hat. Kurz darauf spielen fünf Kinder in unserem Garten Fußball. Meine Eltern kommen dazu und wir beschließen spontan zu grillen.

Mr. T fährt zum Einkaufen und ich bereite die Kräuterbutter (mit Kräutern aus dem eigenen Garten) vor, kümmere mich um den Salat und was sonst noch so ansteht. Die Kinder spielen immernoch im Garten. Es ist wunderbar ruhig, wenn auch nur für 10 Minuten, denn da kommt der Kleine weinend ins Haus, weil es Streit gab. Er spielt ein wenig neben mir und geht dann mit mir gemeinsam wieder Richtung Garten. Der Streit ist vergessen.

Mr. T wirft den Grill an und meine Mutter und ich bereiten das Brot und den Kartoffelsalat vor. Das Essen schmeckt gut. Der Kleine steht auf und spielt. Innerhalb von 10 Minuten gelingt es ihm, sich beide Knie aufzuschlagen, eines sogar zweimal. Zum Glück machen bunte Pflaster alles wieder gut.

kaputte Knie
kaputte Knie

20.15 Wieder in der Wohnung

Der Große muss noch etwas für die Schule fertig machen, der Kleine ist noch nicht müde und schaut eine DVD. Mr. T und ich sehen etwas von der Festplatte und legen einfach mal die Füße hoch. Für den nächsten Tag ist alles soweit bereit, ich muss nur noch eben die Französisch-Hausaufgaben vom Großen nachsehen. Der Teil, den er selber geschrieben hat, ist ganz gut, leider hat er den Rest in ein Internet-Übersetzungsprogramm eingegeben, so dass wir erst wieder gemeinsam rekapitulieren müssen, was er denn da eigentlich schreiben wollte.

22.00 Der Kleine geht ins Bett

Er ist nun müde und ich begleite ihn in den Schlaf. Dann stehe ich noch einmal auf, füttere den Sauerteig und verabschiede mich dann auch ins Bett. Ich lese noch ein wenig und um 23.00 mache ich das Licht aus.

Fazit

Ein ganz normaler Tag. Ich versuche, möglichst viel Arbeit in der Schule zu erledigen, damit ich zu Hause Zeit für die Familie habe. Das ist mein Vereinbarkeitsversuch. Was mich am meisten anstrengt ist die Lautstärke, die sowohl in der Schule herrscht, als auch im Alltag mit zwei Kindern.

Nachtrag

Gerade habe ich hier die Fotos eingefügt und dabei ist mir bewusst geworden, wie wenig Pausen in meinem Alltag waren. Und das ist oft so. Schafft ihr es, Pausen zu machen?

 

Uta
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch

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