Als berufstätige Mutter werde ich immer mal wieder mit Aussagen konfrontiert, die mich stutzig machen. Vor allem, weil berufstätiige Väter diese in der Regel nicht zu hören bekommen. Allein das Adjektiv “berufstätig” bleibt ja meist den Müttern vorbehalten. Anscheinend muss das bei ihnen besonders betont werden, wohingegen Berufstätigkeit bei Väter selbstverständlich zu sein scheint.
Hier nun eine unvollständige Sammlung solcher Aussagen:
Ich bekomme ja keine Kinder, um sie dann abzugeben.
Diesen Satz hörte ich vor kurzem von einem Kollegen. Es ging darum, wann unsere gemeinsame Kollegin wohl aus der Elternzeit zurück an den Arbeitsplatz kommen wird. Die unterschwellige Botschaft war, dass frühzeitiger Wiedereinstieg einen sozusagen direkt zur Rabenmutter macht, weil man dann ja besser gar keine Kinder bekommt, wenn man schnell wieder arbeiten möchte.
Ich könnte das ja nicht.
Diese Aussage fällt oft, wenn es darum geht, dass das Kind “fremdbetreut” wird. (zu diesem Unwort hat Sabrina bereits etwas geschrieben). Bezogen auf Berufstätigkeit und Elternschaft kommt dieser Satz zunächst mal wie ein Lob daher. Er ist aber in der Regel nicht so gemeint, denn er beinhaltet den Vorwurf, dass man sich auch nicht so verhalten solle. Ähnlich gemeint sind Sätze wie “Wie du das alles schaffst?”
Du musst ja gar nicht arbeiten.
Als ob die finanzielle Notwendigkeit die einzige Rechtfertigung wäre, arbeiten zu gehen. Außerdem ist diese Aussage zu kurz gedacht, angesichts der Renteneinbußen, die lange Unterbrechungen des Arbeitslebens mit sich bringen und vor allem angesichs des heutigen Unterhaltsrechts und der Scheidungsquoten.
Ein Kind gehört zur Mutter.
Diese Aussage finde ich Vätern gegenüber extrem diskriminierend. Wenn ich ein Vater wäre, würde ich mich an dieser Stelle beleidigt fühlen. Denn dieser Satz unterstellt doch, dass ich für mein Kind nicht so wichtig bin, Mütter hingegen unersetzlich seien.
Du erziehst lieber andere Kinder als deine eigenen.
Autsch, der tat weh. Aber ich habe diesen Satz zu hören bekommen, als es darum ging, wann ich wieder in meinen Beruf als Lehrerin zurückkehren möchte. Und er ist eine Zumutung, denn wie oben schon gesagt, ein Vater würde so einen Vorwurf nicht zu hören bekommen.
Doppeltes Vor-den-Kopf stoßen ist übrigens das Verhalten so mancher Fachpersonen, die über den Vater als Medium der Mutter dann Sätze ausrichten lassen wie:
Wenn Ihre Frau bitte demnächst XY in die Brotbox packen könnte?
Fragen Sie doch bitte ihre Frau, ob wir künftig die Schlafenszeit in der Mittagsruhe etwas reduzieren könnten.
Ob Ihre Frau wohl Zeit hätte, sich zum Elternbeirat aufzustellen?
…..
Ja, so erlebt. Sowas passiert, wenn der Vater das Kind bspw. regelmäßig von der KiTa abholt.
Kleine Ergänzung: deprimierende Erlebnisse hat Ratzefatze Pustekuchen aufgezeichnet.
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch
Ein sehr treffender Artikel.
Es geht auch ‘andersherum’. Als ich mit meinem damals gut einjährigen Sohn vom Bäcker und Metzger kam, sagte eine ältere Passantin: “Ach wie schön. Ein Vater, der mit seinem Sohn zum Einkaufen geht!”
Meine Frau wurde auf ihre Einkaufstätigkeiten noch nie angesprochen.
Was die Kita angeht, halte ich es auch teilweise für ein selbstgemachtes Problem. Meine Frau und ich sind beide auf 80% um für unseren Sohn dazu sein. Wenn es fragen gibt, fragt die Kita immer den von uns, der den Kleinen gerade abholt. Ist in meinen Augen auch eine Frage, wie man auftritt und vermittelt.
Liebe Grüße, Frank
Jain. Also, zum KiTa-Dings. Wir holen hier mehrfach in der Woche gemeinsam die Kinder ab bzw. bringen sie auch gemeinsam. Der Gatte ist da sehr präsent, möchte man meinen – trotzdem werden die Infos an mich weiter gegeben. Vielleicht ist es eher regional? Ich weiß es nicht…
Ich könnte da noch einiges ergänzen. Seit ich schwanger war, kam: “Vollzeit nach der Geburt – wie willst du das denn schaffen?” Ich hörte dieses Satz fast täglich. Nicht ein einziges Mal kam “Wie wollt ihr das schaffen?” (mein Mann arbeitet in derselben Firma und ist gut bekannt bei meinen Kollegen), ganz zu schweigen, dass mein Mann sich diesen Satz mal hätte anhören dürfen. Da dachte ich zeitweilig, ich wäre alleinerziehend!
Außerdem bin ich “nur” 8 Monate in Elternzeit gewesen. Immer wieder derselbe mitleidige und schockierte Ausdruck “Was machst du dann mit dem armen Kind, wenn du arbeitest?”. Als ich dann sagte, dass mein Mann die restlichen (bezahlten) Elternzeitmonate übernimmt, kam ein Lobesschwall für den Gatten. Obwohl wir beide die gleiche “Leistung” erbrachten, bekam ich die negativen und er die positiven Kommentare.
Als ich nach der Elternzeit wiederkam, wurde ich täglich gefragt: “Wann reduzierst du?” Nichtmal ob… Mein Mann wurde das natürlich nicht gefragt.
Ich war (und bin tölw. noch)sehr frustriert. Gut zu wissen, dass man nicht alleine ist!
Ja, diese Sätze hören viele. Diskriminierung von Müttern ist weit verbreitet, wie ja auch #keinjobmitkind zeigt.