Maternal Gatekeeping und paternales Vollpfosting

Vielleicht habt ihr schon mal Mütter erlebt, die sich über ihre Männer beklagen.

„Nicht mal die Spülmaschine kann er einräumen.“

„Den kann man mit dem Kind nicht allein lassen, der würde nicht mal merken, dass die Windel voll ist.“

In so einer Situation frage ich mich immer, ob es sich dabei um maternal gatekeeping oder um paternales Vollpfosting handelt.

Häh? Was’n das?

Maternal gatekeeping bezeichnet ein Verhalten von Müttern, die ihre Partner daran hindern, sich in Bezug auf die Kinder zu engagieren. Da fallen gerne so Sätze wie: „Lass mich das mal lieber machen.“ oder „Ich kann das besser/schneller als du“.

Paternales Vollpfosting ist quasi das Gegenstück dazu. Man könnte es auch „väterliches Dummstellen“ nennen. Es ist das Phänomen, dass sich manche Väter absichtlich blöd anstellen, damit sie so ihre lästigen Pflichten loswerden.

Und warum das Ganze?

Meiner Meinung nach bringt sowohl das eine als auch das andere Verhalten keine Vorteile. Zwar ist es schön, wenn ich als Mutter die wichtigste Person im Leben meiner Kinder bin, aber warum sollte ich diese wichtige Rolle nicht auch ihrem Vater gönnen? Denn was gibt mir das Recht, mich für wichtiger zu halten als ihn?

Umgekehrt ist die Frage, warum ich als Mann alle unangenehmen Arbeiten meiner Partnerin überlassen sollte. Schließlich weiß ich, dass sie sie genauso wenig mag wie ich. Und weil ich meine Partnerin liebe und schätze, möchte ich ihr ja auch nicht schaden.

Wie kann es also aussehen?

Statt maternal gatekeeping und paternales Vollpfosting, können wir uns auch dafür entscheiden, wirklich gemeinsam Eltern zu sein und uns alles zu teilen. Die Erwerbs- und die Hausarbeit, die Zeit mit den Kindern, vor allem die Verantwortung und auch die Freizeit. Da gibt es auch einen klugen Begriff für: equally shared parenting.

Und was soll das bringen?

  • eine gute Beziehung der Kinder zu beiden Elternteilen
  • eine Beziehung auf Augenhöhe
  • geteilte Verantwortung für alles, auch für Kindergarten- und Arzttermine
  • mehr freie Zeit für beide

Aber was kostet mich das?

Klar, dass ich etwas investieren muss. Zeit nämlich, für Gespräche mit meinem Partner. Wir müssen uns absprechen darüber, wer welche Aufgaben übernimmt, wie wir uns organisieren, aber auch was wir für Erwartungen an unser Familienleben haben und wie wir uns den Haushalt vorstellen (Stichwort: unterschiedliche Vorstellungen davon, was genau aufgeräumt bedeutet).

Aber diese Gespräche haben den Vorteil, dass wir uns dadurch auch noch besser kennen lernen. Wir begegnen uns auf Augenhöhe, weil wir beide kompetent sind in Job, Haushalt und Familiendingen. Außerdem stärkt es unseren Zusammenhalt, wenn wir eben gemeinsam die Verantwortung für alle Bereiche unseres Familienlebens übernehmen.

Eine Leseempfehlung zum maternal gatekeeping findet ihr noch hier

Uta
Mutter von zwei, Lehrerin, Stadtmensch

3 Gedanken zu „Maternal Gatekeeping und paternales Vollpfosting“

  1. Ich habe auch schon manches Mal darüber nachgedacht, wie es in anderen Beziehungen mit Kindern wohl so läuft. Na gut, es gibt Aufgaben, die ich ganz typisch als Mama übernehme wie z.B. alle Einladungen zu den Kindergeburtstagen koordinieren, vor unseren Reisen die Sachen der Kinder einpacken und die familiären Termine im Kopf behalten. Ansonsten kann mein Mann alles genauso gut als Papa wie ich als Mama. Er nimmt Termine beim Kinderarzt wahr, geht zu Elternabenden und bringt die Kinder im Wechsel mit mir ins Bett. Ich käme auch nie auf die Idee, ihn von einer Dienstreise aus dem Zug anzurufen, ob der morgendliche Ablauf auch ohne mich geklappt hat. Er findet die Mützen der Kinder auch allein, und falls nicht, fällt ihm eine andere Lösung ein. Ich vertraue ihm und er ist ein liebevoller, kompetenter Vater. Das entlastet mich als Mutter ungemein. 🙂

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