Christine macht es immer mal wieder vor, das Tagebuchbloggen. Heute ist mir danach, es auch mal nachzumachen. Eine muntere Reise durch den Tagesalltag – kurz und knapp VOR den von den Kindern ersehnten Sommerferien. Fotos gibt es keine – wobei ich das bei Christine eine wirklich schöne Idee finde. Vielleicht beim nächsten Mal.
Irgendwas vor 07:00 Uhr
Der Mann ist schon länger auf, hat den ersten Kaffee intus und kommt uns freudestrahlend wecken. Ich werfe wie immer KEINE harten Gegenstände, sondern kuschle noch etwas mit dem Jüngsten. Die große krabbelt neben mir schnell aus dem Bett. Noch ein Knie in Mamas Rippen – dann ist sie wach und tatendurstig. Der Jüngste mag nicht – ich auch nicht. Wir drehen uns für 5-10 Minuten um. Ich freue mich, das Bett ist heute trocken, draußen scheint die Sonne.
07:15 Uhr
Huch, und schon geht der Stress los. Die Kinder gucken etwas fern, wir Erwachsenen räumen den ganzen Kram zusammen. Zwischen schnellen Kaffeeschlucken mit der Großen diskutieren, was sie denn nun auf ihrem Brot will. Derweil rennt der Jüngste ohne Hose, immerhin schon in Shirt und Unterhose, auf den Hof und spielt im Kieshaufen. Klasse.
Bis 07:40 Uhr sind alle Kinder soweit versorgt und angezogen. Also, einigermaßen. Die ganze Diskutiererei morgens nervt uns alle – die Nerven kurz vor den Ferien sind schon ziemlich dünn. Für Fahrradfahren oder zu Fuß gehen bleibt keine Zeit, wir verfrachten uns für den Mini-Weg ins Auto. Während die Große samt Papa in den Kindergarten geht, stehe ich an der offenen Autotüre. Der Jüngste mag seine Schuhe nicht mehr und zieht sie aus. Im Auto. Vor dem Kindergarten. Ich übe Meditationstechniken und summe rückwärts das chinesische Alphabet. Oder so.
08:05 Uhr
Geschafft, Kinder im Kindergarten. Größere Schlucke Kaffee, Geschirrspüler aus- und einräumen. Eine Ladung Wäsche anschmeißen. Gedanklich den Tag sortieren. Facebook, Blogs, Twitter gucken. Nix spannendes dabei. Umso besser.
Als erstes Vereinsarbeit. Fest vorgenommen: nur bis 09:00 Uhr, dann steht die Erwerbsarbeit auf dem Plan. Neben Redaktionsabsprachen und Textsuche wird es dann doch 09:30 Uhr, bevor ich mit weiterem Kaffee und einem Schälchen Hirsebrei im Büro sitze. Dafür sind einige Punkte auf meiner Vereinsliste abgehakt.
10:00 Uhr
Laut Terminkalender habe ich jetzt eine Konzeptbesprechung mit einem Lieblingskunden. Weil ich weiß, dass er vorher einen Termin hatte, rufe ich nicht selbst an – sondern warte auf seinen Anruf. Schreibe derweil E-Mails, sortiere etwas das Konzept, dass wir gleich am Telefon durchgehen werden. Dazwischen platzt mir noch ein wichtiger Gedanke für den Verein – ich schreibe schnell die E-Mail dazu.
ab 10:30 Uhr
Kommunikationsprobleme sind ärgerlich, aber mein Kunde und ich – haben uns erwischt. Er dachte nämlich, ich rufe an. Meine Konzeptidee ist abgenommen. Blöderweise eilt die Zeit, wir wollen es eigentlich noch im Juli umsetzen. Das wird knapp, ist aber machbar. Noch im Gespräche ereilt mich die Anfrage einer Freundin, sie braucht mich am Telefon. Also fliegender Wechsel: Es geht um die Durchführung einer Trageberatung und Vereinsdinge. Die Freundin ist sowohl Trage- als auch Stillberaterin und kommt aus meiner Ecke – das ist gleich doppelt und dreifach praktisch. Bei dem Plausch am Telefon fülle ich gleich die Kaffeemaschine auf und räume weiter in der Küche rum. Einmal schnell noch was in den Keller gebracht: nächster Kunde klingelt durch. Dieses Mal haben wir kein Glück, wir spielen Telefon-Bingo und erreichen uns nicht. Das probieren wir dann wohl morgen nochmal!
Der Mann kommt vom Baumarkt zurück und telefoniert selber, ständig sind heute die Akkus alle.
ab 11:30 Uhr
Ich sitze wieder am Rechner, der Tagesplan ist irgendwie immer noch nicht kürzer. Weil der Kopf gerade nicht so richtig mitmacht, will ich wieder Kaffeenachschub holen – da klingelt eine Vereinsfrau durch. Ich hatte ihr Vormittags eine E-Mail geschrieben – jetzt gehen wir die Sachen schnell am Telefon durch. Damit es gar nicht erst untergeht, verwurste ich das gleich auf der Vereinsseite. Der Mann kommt um die Ecke und fragt wegen eben dieser Sache nach – und schon schraube ich an der WordPress-Seite, statt meinen Tagesplan abzuarbeiten. Dafür gehen mir die Sachen dort flott von der Hand. Ich wäre dann jetzt endlich soweit. Dummerweise warte ich noch immer auf einige Zulieferdaten, um die Webseite komplett rund zu machen.
ab 14:30 Uhr
Wo ist noch mal die Zeit hin?? Ich bearbeite fix zwei Kundenaufträge, checke zwischendurch die Kontostände und Zahlungseingänge und recherchiere für einen dritten Auftrag. Etwas abgelenkt bin ich, der Gatte widmet sich im Nebenraum seinem Hobby, das ganze Untergeschoss duftet malzig. Zwischendurch bekomme ich ungefragte Statusupdates, wie es voran ginge.
15:58 Uhr
Kinder abholen, aber schnell!
16:30 Uhr
Nach einer Runde Couch-Kuscheln mache ich mich an die Vorbereitungen vom Abendessen. Irgendwie brauche ich dafür heute ewig. Könnte daran liegen, dass mir der Jüngste die Packung Eier bringen will – und dann doch die ganze Packung auf den Boden klatschen lässt. Schonmal 10 zerbrochene Eier vom Boden gewischt? Ziemlich glitschige Angewohnheit.
Dabei fällt mir auf, dass ich bis auf einige wenige Bissen vom Hirsebrei nix gegessen habe – der Kaffee war allerdings stark. Also sitze ich vor dem fast fertigen Essen erstmal am Tisch, lese ein Kapitel und futtere einen schnellen Happen, bevor sich mein Kreislauf verabschiedet. Die Kinder streiten rum, der Jüngste isst auch erstmal was auf die Hand. Danach hat er bessere Laune.
Dann das übliche: Tisch decken, Essen. Der Mann ist irgendwann mittendrin verschwunden, wir laufen zu dritt übers gesamte Grundstück. Gefunden wird er dann in der Garage, beim zweiten Hobby. Wenn die Türen zu sind, hört und sieht er nix mehr. Wir anderen aber auch nicht.
irgendwann nach 18:00 Uhr
Wir haben zwar grad gegessen, aber mich gelüstet es nach Süßem. Also wird noch schnell ein Zucchinikuchen angerührt. Zwischendrin dann wieder: Küche aufräumen, Müll entsorgen, Legos aus dem Laufbereich der Küche entfernen. Die Kinder zanken etwas weniger. Ich wundere mich, die Große will heut gar kein Fahrrad mehr fahren. Stattdessen bastelt sie mit Hingabe an einem “Dinosaurier”. Mit rosa, Glitzer und Schleifchen. Glaube ich.
Telefonanruf: Ob ich einen Beikostvortrag halten könnte, im Rahmen einer Netzwerkzusammenarbeit. Klar. Und einen Infostand für eine Ausstellung zum Thema? Klar. Sicher. Notiere mir, dringend die Oma anzusprechen, damit ich an dem Messe-Wochenende genug kinderfreie Zeit habe und mich kümmern kann. Zum Glück sind bis dahin noch gut 3 Monate Luft.
Während der Kuchen bäckt, schleiche ich mich in den Keller. Ins Büro. Noch eben schnell diesen einen Text, denke ich mir … und dann geht es los. Die große steht vor mir, dann der Mann, dann der Jüngste. Dann piept der Backofen und der Mann (der super kocht, aber nicht gerne bäckt) ist sich über die Konsistenz uneins. Auf dem Weg nach oben und unten noch eben die Wäscheladung von morgens hoch und aufhängen.. der Kuchen braucht noch. Zwischendrin die Versuche, sich doch noch in den Auftrag einzulesen. Die Kinder wollen baden, der Jüngste braucht noch Wasser, bei mir trudeln mehrere wichtige E-Mails ein. Ein Un-Like auf der Fanpage bringt mich kurz ins grübeln. Sind wir “zu” pro Frau/Gender?
Ich frage zwischendurch bei Kindern und Mann ab, wer denn nun schon ins Bett möchte. Kriege keine Antwort…Die Kinder gehen stattdessen Baden. Gut, dann verschwinde ich wieder ins Büro…
21:30 Uhr
Der Jüngste kommt zu mir, klettert auf meinen Schoß und stillt sich mal eben ins Traumland. Prima, Kind 2 ist geschafft. Während er sich auf mir zurecht rutscht, lese ich Christines Tagebuch-Blogeintrag und frage mich, was ich eigentlich heute so gemacht hätte. Oben ist es still, Mann und großes Kind kuscheln oben. Erst gegen 22:00 Uhr kommen beide runter und verschwinden im Bett. Haben wohl auf YouTube geguckt, wie Nutella gemacht wird und Gummibärchen entstehen, flüstert die Große in Bühnenlautstärke.
23:00 Uhr
Nebenan schnauft meine Familie leise. Ich habe nebenher auf drei Blogs ein Sicherheitsupdate gefahren, endlich die zündende Idee für den besagten dritten Auftrag von weiter oben umgesetzt – und diesen Tagebuchblogeintrag verfasst. Den schicke ich jetzt zwar ab – aber zu Ende ist mein Tag noch lange nicht. Ein bisschen muss ich noch. Kaffee gibt es jetzt keinen mehr, aber ein Stückchen warmen Zucchinikuchen schaffe ich noch, bevor ich so gegen 01:00 Uhr ins Bet kippe….
Hy, hier schreibt Sabrina. Freiberuflich als Copywriterin anzutreffen, mit Mann & zwei Kindern in enger Gemeinschaft. Feministisch, bindungsorientiert & zutiefst sarkastisch. Bekennende #coffeeholic