#dubistdemokratie

Die Freiheit besprechen #dubistDemokratie

Ich bin kein Journalist im klassischen Sinne. Auch kein Politiker. Auch kein Politikwissenschaftler. Und trotzdem habe ich ein Auge auf die politischen Entwicklungen. Wobei: “trotzdem”? Was soll das heißen?

Es müsste viel eher “natürlich” heißen, anstelle von diesem “trotzdem”. Denn Politik geht uns alle an. Sie bestimmt, wie wir unser Leben gestalten können. In welchem Rahmen wir uns bewegen und welche Optionen wir haben, um unser Leben nach unseren Wünschen zu führen.

Auf Allerlei-Themen steht sie, diese Frage:

Wie und warum erklärt ihr euren Kindern die Demokratie, die Politik und die Wahlen?

Meine spontane erste Antwort war: Na ist doch klar, vorleben! Hmm. Ja. Aber machen wir das eigentlich?

Demokratie in der Familie

Gemeinsam und auf Augenhöhe werden Entscheidungen abgestimmt, Regeln besprochen und gemeinsam wird auch darauf geachtet, das jeder diese Regeln einhält. So eine Entscheidung muss mir persönlich nicht gefallen, ich trage sie als Bestandteil der Gruppe aber mit. Solange – und an dieser Stelle schnaufen meine Kinder inzwischen schon leicht genervt – ich niemandes Grenzen übertrete oder jemanden verletze.

Demokratie & Freiheit im Alltag

Bei der letzten lokalen Wahlrunde (Gemeinderat oder so?) war der Gatte arbeiten. Ich dagegen war daheim, die Kinder auch. Also fuhren wir zum wählen. Im dörflichen Feuerwehrhaus war es ruhig, die Wahlhelfer haben bei uns nie so richtig viel zu tun. Das Einzugsgebiet ist überschaubar. Nebenan wird das sonntägliche Faustballturnier abgehalten, wie immer und unbeindruckt vom Wahlprozedere.

Bei großen Wahlen gibt es Grillgut und Bier, gesponsert von der Feuerwehr. Ich bin mir nicht sicher, aber…. ich glaube, das zieht die meisten Leute ins Wahllokal. Erst Kreuze setzen, dann futtern.

Nun stehen wir da also, Kind 1 und Kind 2 begucken beide die Wahlurne. Staunen. Befragen die Wahlhelfer, was das soll. Fragen mich, wen ich gewählt habe. Und warum. Vor dem Wahllokal trifft man meistens noch Bekannte, grad aus der Kirche gekommen, dann schnell wählen – zuhause wartet der Sonntagskuchen. Später wird mich die Nachbarin über den Zaun hinweg fragen, ob wir bereits wählen waren – und wo denn der Gatte wäre, weil doch Wahltag ist.

So sieht das aus, das Wählen auf dem Dorf.

Und Politik…?

Ab und an laufen hier politische Debatten. Die Kinder haben schon abends neben mir am Esstisch gesessen, als ich dem Talk von Eltern.de mit der Familienministerin lauschte – und wir alle wussten: Da irgendwo im Publikum, da sitzt die Uta, sie ist vor Ort.

Die Kinder haben auch mitbekommen, das “Mama da in so einem Landtag war” (NRW, 2015). Aus Spaß am Diskutieren zerpflücken wir Erwachsenen politische Aussagen auf Autofahrten, manchmal lesen wir uns beim Essen die neuesten Wahlaussagen vor. Oder gruseln uns bei der Lektüre so mancher Wahlprogramme. Wir machen das als Eltern bewusst laut, klar und verschweigen nichts.

Und wenn die AFD gegen die #ehefueralle ist, dann erkläre ich den Kindern auch, was das ist. Und warum ich finde, das jeder jeden heiraten können sollte – wenn er oder sie will. Und alt genug ist. Ich empfinde das als ziemlich normal – keine Ahnung, ob das in anderen Familien auch so ist. Wie ist das bei dir?

Freiheit ist ein hohes Gut

Genau gegenüber meiner Bürotüre hängt eine Weltkarte. Auf ihr ist die Pressefreiheit dargestellt. Das Recht also, ohne Beeinträchtigungen kritisch zu publizieren, zu hinterfragen – und Skandale aufzudecken (wenn es denn welche gibt).

Die Weltkarte ist von 2016. Auf ihr sind viele Gebiete schwarz (also sehr bedenklich), viele sind rot (ziemlich bedenklich), einige gelb (so lala) und sehr, sehr wenige stehen völlig hinter dem Recht auf freie Meinungsäußerung und zur freien Berichterstattung (weiß).

#dubistdemokratieIch weiß, das ich mittlerweile mehr Gebiete schwarz übermalen müsste. In den letzten Jahren hat sich viel getan – nicht unbedingt zum guten. Die Weltkarte hält mir das vor Augen. Sie zeigt mir aber auch, das wir in Deutschland in einer der wenigen guten Regionen leben.

Ich werde für diesen Text hier ziemlich sicher weder belangt noch verklagt, noch inhaftiert, gefoltert oder ausgepeitscht. Das ist zum einen mein ganz persönliches Glück. Es ist aber auch notwendig, um Demokratie zu leben. Manchmal muss man dann kritische Meinungen aushalten – oder auch totales Geschwurbel ertragen. Also im Sinne: Es wird nicht verboten. Demokratie ist aber auch, diese Parteien eben NICHt zu wählen, ihnen kein Publikum und keine Bühnen zu bieten.

Und jetzt?

  1. Geh wählen. Ja, jedes Mal. Ja, auch wenn du dir mit deiner Stimme nicht sicher bist (der Wahl-O-Mat ist eine ganz gute Ersthilfe zur Entscheidungshilfe, finde ich)
  2. Rede mit deinen Kindern über das, was in der Welt geschieht. Und über das, was geschehen ist. Wir lernen aus Fehlern – auch aus denen, die andere lange Zeit vor uns gemacht haben.

Außerdem finde ich diese drei Beiträge aus der Reihe besonders empfehlenswert. Ich finds gut, wenn du sie ebenfalls liest:

  1. Ein starker Aufruf von Andrea, aktiv zu werden
  2. Frau Chamailion erklärt den Kampf für echte Wahlfreiheit zur Bürgerpflicht
  3. Kritisches zur aktuellen Parteienlandschaft kommt von Alex (und Kritik am herrschenden Parteien-Konglomerat ist verdammt wichtig!)
Sabrina
Hy, hier schreibt Sabrina. Freiberuflich als Copywriterin anzutreffen, mit Mann & zwei Kindern in enger Gemeinschaft. Feministisch, bindungsorientiert & zutiefst sarkastisch. Bekennende #coffeeholic

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